| Presseinformation Nr. 088 / 2021

Typisierungsaktion auf dem Zentralcampus: Juristische Fakultät der Universität Göttingen engagiert sich für Leukämie-erkrankte Mutter einer Kommilitonin.

255 Menschen registrieren sich bei der Typisierungsaktion der juristischen Fakultät auf dem Zentralcampus als potenzielle Stammzellspender*innen bei der Knochenmark- und Stammzellspenderdatei Göttingen (KMSG) der UMG. Universitätspräsident Prof. Dr. Metin Tolan als Schirmherr der Typisierungs-aktion war vor Ort dabei. Interessierte können sich auch nachträglich zum Beispiel per kostenlosem Registrierungsset typisieren lassen.

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Typisierungsaktion auf dem Zentralcampus: Schirmherr Prof. Dr. Metin Tolan (4. v. r.) lässt sich typisieren. Foto: KMSG

(umg) Lea Baron ist Jura-Studentin an der Georg-August-Universität Göttingen. Als ihre Kommiliton*innen erfahren, dass ihre Mutter Anett an Leukämie erkrankt ist, werden sie aktiv. Sie möchten helfen, den lebensnotwendigen „Stammzell-Zwilling“ für eine Stammzellspende zu finden. Damit unterstützen sie gleichzeitig viele Leukämie-Patient*innen weltweit, die ebenfalls auf eine Stammzellspende angewiesen sind.

„Die Situation macht verletzlich. Angst nimmt sich schnell viel Raum. Es kostet Kraft, den Glauben an das immer halb volle Glas nicht zu verlieren“, sagt Leas Mutter Anett. Dass sich nun so viele dafür engagieren, dass Leas Mutter die Hoffnung nicht verliert, freut die Tochter: „Wir spüren so viel Liebe, Selbstlosigkeit und Kraft um uns herum, das hätte ich niemals gedacht. Mit der Diagnose Leukämie sieht alles so finster aus. Und dann kommen helfende Hände von Außen, die sagen: ,Wir machen das, wir schaffen das!‘“

Eine dieser helfenden Hände ist Dr. Simon Gerdemann, ebenfalls an der juristischen Fakultät tätig. Der Fall von Lea berührt ihn, denn auch seine kleine Schwester war einmal an Leukämie erkrankt. Bereits im Jahr 2009 führte er eine Typisierungsaktion in Kooperation mit der KMSG der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) auf dem Zentralcampus durch. Glücklicherweise war Gerdemann damals selbst als Spender für seine Schwester geeignet. Bei Anett konnte leider niemand passendes in der Familie gefunden werden. Für Leas Mutter Anett wird Dr. Gerdemann wieder aktiv und organisiert die Typisierungsaktion am 15. und 16. Juli 2021 vor dem Juridicum.

Die Typisierungsaktion hat mit jeder Registrierung bei der KMSG die Wahrscheinlichkeit gesteigert, einen „genetischen Zwilling“ zu finden. Gesucht werden Spendewillige, deren Gewebemerkmale (sogenannte Humane-Leukozyten-Antigene bzw. HLA-Merkmale) zu Anett passen. An zwei Tagen haben die Helfer*innen 255 Wattestäbchen zur Typisierung „gesammelt“. Diese werden in einem Labor mit einer sehr aufwendigen Labormethode molekulargenetisch untersucht.

„Ich glaube, das ist vielen nicht bewusst, dass jeder einzelne, der sich registriert, uns sehr viel Hoffnung gibt. Ich denke auch, dass Menschen es sich gar nicht richtig vorstellen können, dass sie damit wirklich Menschenleben retten können“, sagt Lea. Ihre Mutter setzt sich daher für das Thema Stammzellspende und auch für die Blutspende ein. Denn aktuell benötigt sie infolge der Chemotherapie regelmäßig Blutprodukte und ist damit auch auf die Unterstützung von Blutspender*innen angewiesen. Lea ist stolz auf ihre Mutter Anett, die sich ihr Leben lang für Herzensthemen eingesetzt hat und es auch jetzt noch tut: „Das bedeutet, dass sie noch sie selbst ist. Sie kämpft und sie hat die Kraft.“

TYPISIERUNG BEI DER KMSG

Typisierungsaktionen sind nur eine Möglichkeit, bei der sich Menschen als potenzielle Stammzellspender*innen registrieren können. Eine Registrierung ist auch per Registrierungsset möglich. Dies kann kostenlos angefordert  werden über: https://kmsg.umg.eu. Auch beim Blutspendedienst der UMG „Blut für’s Klinikum“ (im Klinikum oder am Campus) können sich Freiwillige bei der KMSG registrieren (https://blutspende.umg.eu).  

Bei einer Typisierung werden Gewebemerkmale – die sogenannten HLA-Merkmale – analysiert. Mehrere tausend Varianten dieser Merkmale existieren in unzähligen Kombinationen. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Menschen die gleichen Gewebemerkmale haben, ist sehr gering. Diese müssen übereinstimmen, damit eine Stammzellspende erfolgen kann. Typisierungsaktionen, bei der sich zahlreiche Menschen als potenzielle Stammzellspender*innen registrieren, helfen, die „Nadel im Heuhaufen“ zu finden. Damit Spender*innen und Erkrankte schnell zusammengeführt werden können, werden die Daten pseudonymisiert (ohne Angabe des Namens und der Kontaktdaten) an das Zentrale Knochenmark- und Stammzellspender-Register in Ulm (ZKRD) übermittelt. Sollte ein*e passende Spender*in bei der KMSG gefunden werden, wird die Person von einem interdisziplinären Ärzt*innen-Team der UMG zur Spendefähigkeit untersucht.

DIE ERKANKUNG LEUKÄMIE

Bei Leukämie werden „unreife“, also nicht funktionstüchtige, weiße Blutkörperchen gebildet, die sich unkontrolliert vermehren. Dadurch kann das Blut seine lebenswichtigen Aufgaben, wie zum Beispiel den Sauerstofftransport oder die Infektionsabwehr, nicht mehr erfüllen. Der Heilungsprozess ist langwierig und belastend. Vielen dieser Erkrankten kann nur noch eine Stammzellspende helfen.

Mehr Informationen:

kmsg.umg.eu

 

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Zentralabteilung Transfusionsmedizin
Dr. Beatrix Pollok-Kopp
Ärztliche Leitung KMSG
Telefon 0551 / 39-64449
b.pollok@med.uni-goettingen.de
Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen

 

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