| Presseinformation 026 / 2024

Nachruf für Prof. Dr. Wolfgang Steiner

Langjähriger Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) im Alter von 81 Jahren verstorben.

Presseinformation 026 zum Thema "Nachruf für Prof. Dr. Wolfgang Steiner"
Prof. Dr. med. Wolfgang Steiner. Foto: privat

(umg) Prof. Dr. med. Wolfgang Steiner, ehemaliger Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist am 5. Februar 2024 im Alter von 81 Jahren verstorben. Prof. Steiner hatte 21 Jahre, von 1986 bis 2007, die Universitätsprofessur für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde an der Medizinischen Fakultät Göttingen inne. In über 30 Jahren seiner klinischen Tätigkeit beförderte er einen Paradigmenwechsel in der Kopf- und Hals-Chirurgie von der radikalen Tumorchirurgie hin zur minimal invasiven Laserchirurgie.

Die UMG trauert um einen leidenschaftlichen und engagierten Hals-, Nasen-, Ohren-Arzt, der mit seiner funktions- und organerhaltenden Operationstechnik die transorale Chirurgie revolutionierte. Prof. Steiners visionäre Tätigkeit führte dazu, dass die Göttinger HNO-Universitätsklinik internationalen Leuchtturmcharakter in der Kopf-Hals-Chirurgie erlangte. Er war ein national und international anerkannter Mediziner und Wissenschaftler. 445 Gastärzt*innen aus 53 Ländern kamen nach Göttingen, um bei ihm zu lernen.

Prof. Dr. med. Wolfgang Steiner wurde 1942 in Crailsheim geboren und absolvierte Schule und Medizinstudium in Erlangen. Nach seiner Approbation zum Arzt im Jahr 1971 ließ er sich an der Universität Erlangen-Nürnberg zum Facharzt in Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde ausbilden. Im Jahr 1986 wurde Wolfgang Steiner auf die Universitätsprofessur für HNO-Heilkunde an die Universitätsmedizin Göttingen berufen.

Von 1992 bis 1996 war Steiner Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Onkologie der Deutschen HNO-Gesellschaft. In dieser Zeit hat er auch im Vorstand der AG HNO-Heilkunde, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgische Onkologie (AHMO) der Deutschen Krebsgesellschaft mitgewirkt. Seine aktive Mitarbeit bei den fachspezifischen Leitlinien zur Onkologie trug maßgeblich dazu bei, dass die Laserchirurgie als Behandlungsverfahren etabliert wurde.

1997/1998 war Steiner Präsident der Deutschen HNO-Gesellschaft, 2000/2001 war er Präsident der Gesellschaft für Endoskopie und bildgebende Verfahren.

Wissenschaftliche Schwerpunkte und Auszeichnungen
Der Schwerpunkt von Prof. Dr. Steiners Arbeit lag über mehrere Jahrzehnte lang in der Behandlung von Tumoren der oberen Luft- und Speisewege. Mitte der 1970er Jahre galt sein besonderes Engagement der Früherkennung und Nachsorge der oberen Luft- und Speisewege. Die von ihm durchgeführten ersten Reihenuntersuchungen zur Krebsfrüherkennung in Mundhöhle, Rachen und Kehlkopf wurden durch das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit gefördert. Seine Pionierarbeit auf diesem Gebiet wurde 1984 mit dem Hufeland-Preis gewürdigt.

Bereits in den 1970er Jahren führte Prof. Steiner am Universitätsklinikum Erlangen die endoskopische Chirurgie bei frühen Stadien des Stimmlippenkrebses ein. Die Ergebnisse waren Gegenstand seiner Habilitationsschrift 1978. Seit diesem Zeitpunkt setzte er sich für die lasermikrochirurgische Behandlung von Tumoren des HNO-Gebietes ein. Mit zunehmender Erfahrung erweiterte er das Indikationsspektrum. Auch größere Tumoren wurden organ- und funktionserhaltend operiert, im Kehlkopf sowie auch Rachen und Mundhöhle. Zunehmend wurde seine CO2-Laser-Chirurgie international auch für größere Tumoren in Hals, Rachen und Mund eingesetzt. Trotz teilweise erheblicher Widerstände im In- und Ausland hat Prof. Steiner diese Behandlungsmethode erarbeitet und weiterentwickelt. Nationale und internationale Operationskurse, zahlreiche Vorträge und Publikationen führten zur Anerkennung der von Steiner entwickelten Methode.

Insgesamt veröffentlichte er über 200 nationale und internationale Publikationen.

Prof. Steiner erhielt eine Reihe hochrangiger Auszeichnungen nationaler und internationaler Fachgesellschaften. 1997 erhielt er in Anerkennung seiner Verdienste um die Entwicklung und Durchsetzung der Laserchirurgie von HNO-Tumoren den Ludwig-Haymann-Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Im Jahre 2004 wurde er als erster deutscher Laryngologe zum Honory Fellow of the Royal College of Surgeons of England ernannt. Für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der klinischen Krebsforschung erhielt er im Jahre 2005 als erster HNO-Arzt den Deutschen Krebspreis der Deutschen Krebsgesellschaft. 2012 würdigte der Dr. Fritz Erler-Fonds der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Prof. Steiner als international hoch angesehenen Wissenschaftler und Chirurgen und zeichnete ihn mit dem Dr.-Fritz-Erler-Wissenschaftspreis für operative Medizin aus. Den mit 25.000 Euro dotierten Preis erhielt Steiner für seine bahnbrechende Forschungsleistung auf dem Gebiet der transoralen Laserchirurgie bei Malignomen in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Im Jahr 2022 erhielt Prof. Steiner die Albrecht von Haller-Medaille, die höchste Auszeichnung, die die Medizinische Fakultät an der UMG vergibt. Mit der Verleihung würdigte die Medizinische Fakultät seine außerordentlichen Verdienste in der chirurgischen Onkologie im Sinne von Albrecht von Haller. 


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