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Vergiftungen mit Lachgas auf dem Vormarsch

Laut seines aktuellen Jahresberichtes führte das Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord) in 2023 mehr als 50.000 Beratungen durch. Das Zentrum trägt dadurch maßgeblich zur Entlastung des deutschen Gesundheitssystems bei. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Vergiftungen mit Lachgas erheblich gestiegen – das GIZ-Nord warnt eindringlich vor dem Missbrauch des in Deutschland legalen Rauschmittels.

Presseinformation zum Thema "Vergiftungen mit Lachgas auf dem Vormarsch"
Prof. Dr. Andreas Schaper (links) und Dr. Martin Ebbecke (rechts) leiten gemeinsam das Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord) an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Foto: umg/Valentin Kloss

Das Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord) an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) hat seinen Jahresbericht vorgelegt. Wie in den Jahren zuvor wurde das Zentrum auch in 2023 mehr als 50.000 Mal kontaktiert. Das sind zwischen 100 und 300 Anrufe pro Tag, die das 20-köpfige Beratungsteam bestehend aus Ärzt*innen und Pflegefachpersonen im GIZ-Nord rund um die Uhr bearbeitet. Die Anfragen kommen sowohl von medizinischen Laien wie auch von Rettungskräften und Ärzt*innen aus Kliniken und Gesundheitseinrichtungen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg.

„Notaufnahmen, Arztpraxen und Rettungsdienste stehen aufgrund steigender Patient*innenzahlen unter erheblichem Druck. Diese Überlastung des Gesundheitssystems nimmt breiten Raum im aktuellen politischen und öffentlichen Diskurs ein. Eine wichtige Aufgabe des GIZ-Nord ist es, durch unsere individuelle toxikologische Beratung das Gesundheitssystem maßgeblich zu entlasten“, sagt Prof. Dr. Andreas Schaper, Leiter des GIZ-Nord sowie Facharzt für Chirurgie und Klinische Toxikologie.

Mit Erfolg: Bei den Anrufen in 2023 konnte in über 80 Prozent, dies entspricht etwa 22.000 Anrufen, Entwarnung gegeben werden, so dass eine häusliche Beobachtung aus toxikologischer Sicht ausreichend war. „Wie viele Anruferinnen und Anrufer ohne Kontakt zum GIZ-Nord eine medizinische Einrichtung besucht hätten, bleibt spekulativ. Es dürfte sich aber um eine nicht unerhebliche Anzahl handeln“, so Dr. Martin Ebbecke, ebenfalls Leiter des GIZ-Nord sowie Facharzt für Innere Medizin und Klinische Toxikologie.

Mehr als 60 Prozent der Anrufe beim GIZ-Nord kamen von besorgten Eltern, deren Kinder vermeintlich eine Vergiftung erlitten hatten und nach Rat suchten. Gerade von dieser Altersgruppe geht die größte Gefahr für Vergiftungen durch Haushaltschemikalien und Arzneimitteln aus.

Auch Anrufe aus Kliniken im Einzugsbereich des GIZ-Nord waren im vergangenen Jahr weiterhin sehr relevant. In mehr als zehn Prozent der Fälle wurde das Vergiftungsrisiko von den Experten im Zentrum als so gering eingeschätzt, dass eine weitere stationäre Behandlung nicht notwendig war. Konkret betraf dies in 2023 über 2.000 Behandlungen.

„Durch ihr niedrigschwelliges Beratungsangebot leisten Giftinformationszentren seit Jahren einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Gesundheitswesens“, sagt Dr. Ebbecke. Neben der beratenden Tätigkeit macht das GIZ-Nord durch die öffentliche Bekanntmachung der Jahresberichte auf die aktuellen Gefahren aufmerksam, mit dem Ziel in der politischen Debatte stärker wahrgenommen zu werden.

Vergiftungen mit Lachgas nehmen zu
Das GIZ-Nord beobachtet außerdem, welche Vergiftungen in einem Jahr besonders häufig vorkommen. So gab es 2023 in Norddeutschland einen signifikanten Anstieg bei der missbräuchlichen Inhalation von Lachgas, beispielsweise aus Helium-Luftballons. Seit Kurzem ist zu beobachten, dass das in Deutschland legale Lachgas auch als beliebte Partydroge bei Jugendlichen Einzug hält. Das zeigt sich auch in Zahlen: Während in den Jahren bis 2022 das GIZ-Nord hierzu im Durchschnitt zwei bis drei Anrufe im Jahr hatte, stiegen die Anfragen im Jahr 2023 auf 19. Im laufenden Jahr 2024 waren es allein bis August bereits 27 Anrufe zu Lachgas – die Tendenz ist also weiterhin steigend.

Auch die Schwere der Vergiftungen nahm mit den Jahren zu. So registrierte das GIZ-Nord zunehmend bewusstlose Patient*innen nach Inhalation von Lachgas bis hin zu Nervenschäden und Lähmungserscheinungen bei chronischem Gebrauch. Nachdem die Giftnotrufzentralen in Dänemark, Frankreich und den Niederlanden schon Anfang der 2020er Jahre von zunehmenden Vergiftungen mit Lachgas berichteten, scheint dieser gefährliche Trend jetzt auch in Norddeutschland angekommen zu sein.

Weitere Informationen sowie der aktuelle und die bisherigen Jahresberichte sind abrufbar über die Internetseite: https://puck.giz-nord.de/cms/index.php/ueber-uns/jahresberichte                                                                

Das GIZ-Nord ist erreichbar über die Notrufnummer 0551 / 19240. Vorsorgliche Anfragen können auch per E-Mail (giznord(at)giz-nord.de) übermittelt werden.


KONTAKT
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Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord)
Leiter Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord)
Dr. Martin Ebbecke, Prof. Dr. Andreas Schaper
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