| Presseinformation Nr. 109 / 2023

Nachruf für Priv.-Doz. Dr. Joachim Riggert

Langjähriger Direktor der Zentralabteilung Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) im Alter von 59 Jahren verstorben.

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Priv.-Doz. Dr. med. Joachim Riggert. Foto: umg/fskimmel

(umg) Priv.-Doz. Dr. med. Joachim Riggert, Direktor der Zentralabteilung Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist am 11. September 2023 im Alter von 59 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Seit 1999 leitete Priv.-Doz. Dr. Joachim Riggert kommissarisch die Zentralabteilung Transfusionsmedizin der UMG und wurde im Jahr 2013 zum Direktor der Abteilung bestellt.

Die UMG trauert um einen engagierten Transfusionsmediziner, begeisternden und leidenschaftlichen Hochschullehrer und national sowie international beachteten Wissenschaftler. Priv.-Doz. Dr. Joachim Riggert hat sich unermüdlich für seine Patient*innen und Mitarbeiter*innen eingesetzt  – auch in den Zeiten seiner schweren Erkrankung.

Joachim Fritz Wilhelm Rudolf Riggert wurde 1963 in Helmstedt geboren. Er studierte von 1983 bis 1990 Humanmedizin in Hannover und Göttingen und wurde 1996 mit seiner Arbeit zum Thema „Vollblutfiltration zur Leukozytenreduktion von Blutkomponenten“ promoviert. Nach seiner Tätigkeit als Arzt im Praktikum in der Abteilung Transfusionsmedizin der UMG erhielt er seine Approbation als Arzt im Jahr 1992. Anschließend absolvierte er eine Weiterbildung zum Facharzt für Transfusionsmedizin in der Abteilung Transfusionsmedizin der UMG bei Prof. Dr. Michael Köhler, in der Abteilung Hämatologie/Onkologie der UMG bei Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann sowie in der Abteilung für Klinische Hämatologie und Transfusionsmedizin der Universitätskliniken Homburg/Saar bei Prof. Dr. Ernst Wenzel. 1997 schloss Dr. Riggert seine Weiterbildung erfolgreich ab, übernahm im gleichen Jahr die Herstellungsleitung und zugleich eine Oberarztstelle der Abteilung Transfusionsmedizin der UMG. Bereits im Jahr 1999 übernahm er die Abteilungsleitung in kommissarischer Funktion, wurde zeitgleich mit der Funktion des Transfusionsverantwortlichen betraut und 2013 zum Direktor der Abteilung ernannt. Seit seiner Habilitation im Jahr 2003 hatte er die Lehrbefugnis für Transfusionsmedizin inne.

Wissenschaftliche Schwerpunkte
Eine der fachspezifischen Aufgaben in der Transfusionsmedizin ist die Herstellung von unterschiedlichen Blutkomponenten. Bereits während seiner Doktorarbeit machte sich Dr. Riggert mit modernen Herstellungsmethoden von Blutkomponenten und deren Umsetzung in der Routine vertraut und vertiefte seine Forschung in diesem Gebiet. Die Optimierung bestehender Filtrationsmethoden war auch das Thema seiner Doktorarbeit. Zusätzlich beforschte Dr. Riggert das Gebiet der laboranalytischen Qualitätskontrolle von Blutkomponenten, insbesondere die Zählung der Leukozyten (weißen Blutkörperchen) an der Grenze des unteren Messbereichs mit modernen Methoden wie der Durchflusszytometrie und der Polymerase-Kettenreaktion (PCR).

Dr. Riggert ermöglichte mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Leukozytendepletion, das heißt die Entfernung von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) aus Blutprodukten vor der Transfusion, die im Jahr 2002 in Deutschland Pflicht wurde. Wurde die Leukozytendepletion in den 90er Jahren noch als technologisch unmöglich angesehen, ist sie heute eine Selbstverständlichkeit und basiert im Wesentlichen auf der „Vollblutfiltration“, die Dr. Riggert erstmals im Jahr 1995 in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Vox Sanguinis“ beschrieben hat.

Im Weiteren war die autologe Stammzelltransplantation einer seiner Schwerpunkte. Hierbei erhält die*der Patient*in ihre*seine eigenen Stammzellen zurück, die zuvor aus dem Blut entnommen wurden. Wird ein*e Patient*in beispielsweise mit einer hochdosierten Chemotherapie behandelt, wird neben den erkrankten Zellen auch das Knochenmark zerstört, in dem die Blutbildung stattfindet. Durch die „Rückgabe“ der zuvor entnommenen eigenen Stammzellen können diese in das Knochenmark wandern, sich dort ansiedeln und neue funktionstüchtige Blutzellen bilden. Dr. Riggert hat die autologe und später auch allogene Stammzelltransplantation an der UMG, in enger Kooperation mit der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie, mit aufgebaut.

In den letzten Jahren seiner wissenschaftlichen Arbeit widmete sich Dr. Riggert der Herstellung klinischer Prüfpräparate aus gezüchtetem Herzgewebe nach den Vorgaben des Arzneimittelgesetzes. In Kooperation mit dem Institut für Pharmakologie und Toxikologie der UMG unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfram Zimmermann und dem Göttinger Unternehmen Repairon wurde in den Reinräumen der Abteilung Transfusionsmedizin Herzgewebe aus Stammzellen entwickelt. Stammzellen sind Zellen, die sich kontinuierlich teilen und vermehren und an den Erneuerungsprozessen im Körper beteiligt sind. Das fertige Herzgewebe wurde im Rahmen einer Studie bereits mehreren Patient*innen mit ausgeprägter Herzschwäche operativ eingesetzt. Dabei wurde das Gewebe auf die defekten Bereiche des Herzens aufgebracht, um dessen Leistungsfähigkeit zu erhalten oder sogar zu verbessern. Die Abteilung Transfusionsmedizin der UMG erhielt unter der Leitung von Dr. Riggert im Jahr 2020 die weltweit erste behördliche Herstellungserlaubnis für dieses neuartige Therapieverfahren.

Die wissenschaftlichen Arbeiten von Dr. Riggert wurden stetig publiziert. Bis 2023 veröffentlichte er mehr als 70 Originalpublikationen in den für das Fach Transfusionsmedizin wichtigen nationalen und internationalen Fachzeitschriften. 


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