„Ich würde immer wieder die UMG wählen.“

Raja Sauer, Patientin in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

Bisher haben wir Ihnen "nur" Kolleg*innen der UMG vorgestellt. Aber was wäre die UMG ohne Patient*innen? Für die Behandlung von Menschen arbeiten die über 8.000 Mitarbeiter*innen der UMG zum Teil an ihrer Belastungsgrenze - und das 24 Stunden an sieben Tagen die Woche. Grund genug, auch einmal eine Patientin vorzustellen, die ihre Erfahrungen an der UMG nach einem längeren Klinikaufenthalt teilt.

Stellen Sie sich bitte kurz vor.

„Mein Name ist Raja Sauer, ich bin 31 Jahre alt und wohne in einem Dorf bei Duderstadt. Ich bin gelernte Physiotherapeutin und Osteopathin. Zurzeit bin ich in Elternzeit, um mich meinen zwei Söhnen zu widmen. Bela-Eliah ist drei Jahre alt und Davin-Joel feiert im Januar seinen ersten Geburtstag.“

Wieso waren Sie als Patientin in der UMG?

„Geplant war, dass ich nur zur Feindiagnostik die UMG aufsuche und dann in einem kleineren Geburtshaus entbinde. Wenn es nach mir gegangen wäre, am liebsten ambulant. Schon bei meinem ersten Sohn hatte ich einen geplanten Kaiserschnitt, denn er lag in Beckenendlage. Eine natürliche Geburt bei meinem zweiten Kind wünschte ich mir daher so sehr.

Die Schwangerschaft mit Davin war leider von Anfang an nicht komplikationslos. In den ersten drei Monaten habe ich seinen Zwilling verloren. Neben der Trauer um dieses Kind gab es auch die Sorge, dass wir dadurch auch noch den anderen Embryo verlieren könnten.

Bei der Feindiagnostik bei Frau Dr. Felke (Oberärztin in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe) bekam ich dann die Diagnose „Placenta praevia totalis“, das bedeutet, dass der Mutterkuchen genau über dem Muttermund liegt. Eine natürliche Geburt war damit leider keine Option, und dazu musste ich mich körperlich sehr schonen.

Kurz darauf sah man, dass meine Plazenta nicht nur äußerst ungünstig lag, sondern die Gefäße des Mutterkuchens durch die Gebärmutterwand hindurch gewachsen waren und das bis in meine Harnblase. Dies kann zu schweren Blutungen führen und ist gefährlich. Die Gebärmutter muss im schlimmsten Fall nach der Geburt entfernt werden. Die Diagnose erschütterte mich sehr, da die Vorstellung von meiner Familie immer drei oder vier Kinder gewesen waren.“

Wie haben Sie dann die nächsten Wochen nach der Diagnose erlebt?

„Ein paar Tage darauf wurde ich stationär aufgenommen, das war ungefähr vier Monate vor dem errechneten Geburtstermin. Nach der ersten Woche und den MRT-Aufnahmen war klar, ich werde bis zur Entbindung nicht mehr nach Hause können. Von meiner Familie getrennt zu sein, besonders von meinem damals zweijährigen Sohn - und das zu „Coronazeiten“ mit Besuchseinschränkungen - war ein großer Schock.

Am Anfang ging ich viel spazieren, doch das war mit fortschreitender Schwangerschaft auch ein zu großes Risiko. Die letzten zwei Monate durfte ich nicht einmal mehr in den UMG-Fahrstuhl steigen. Denn sollte der Notfall eintreten, bestand eine große Gefahr für mich und mein Kind.“

Wie wurden Sie durch die UMG in dieser Zeit begleitet?

„Die Leiterin der Frauenklinik, Prof. Dr. Julia Gallwas, hat mir von Anfang bis Ende ein sicheres Gefühl gegeben. Die Operation wurde geplant und man konnte spüren, wie gut sich das ganze Team sowohl auf den geplanten Kaiserschnitt als auch auf eventuelle Notfallsituationen vorbereitete.

Während der ersten Operation habe ich mich sehr gut aufgehoben und sicher gefühlt, obwohl wir alle den Ausgang nicht kannten und es alles andere als ungefährlich war."

Was ist bei der ersten Operation passiert, und wie ging es dann weiter für Sie und Davin-Joel?

„Der Bauch und die Gebärmutter  wurden geöffnet, die Nabelschnur durchtrennt, und Davin-Joel wurde direkt auf die Intensivstation für Frühgeborene gebracht. Ich war dabei in Vollnarkose, sodass ich mein Baby leider nicht sehen konnte. Die Plazenta war mit dem Uterus so sehr verwachsen, dass sie im Körper belassen werden musste. Ein Herauslösen hätte zu großen Blutungen, somit zu Verlust von Uterus und zumindest der Blasenhinterwand geführt. Auch da bin ich Prof. Dr. Gallwas sehr dankbar, dass sie die Lage so gut eingeschätzt hat.

Die erste Woche nach der Operation war grausam. Ich hatte sehr große Schmerzen und konnte meinen neugeborenen Sohn nur zweimal kurz für eine halbe Stunde sehen, da wir ja beide auf Intensivstationen lagen. Dieses erste Sehen und Kennenlernen habe ich einer Ärztin zu verdanken, die meinen Sohn zu mir brachte.“

Wie lange waren Sie auf der Geburtsstation?

„Nach insgesamt 102 Tagen Klinikaufenthalt durften wir dann gemeinsam nach Hause. Alles unter der Bedingung, dass ich mich zur wöchentlichen Untersuchung einfinde und dass immer jemand bei mir ist, falls ein Notfall eintreten sollte.“

Wie ging es nach Ihrer Entlassung weiter?

„Ich habe mich während der Kontrolltermine immer gut betreut gefühlt und es war schon fast ein bisschen „familiär“.

Die Hoffnung war, dass der Körper den Mutterkuchen über Monate hinweg abbaut und er so in einer zweiten Operation aus der Gebärmutter herausgelöst werden kann. Da ich unbedingt voll stillen wollte, hat Prof. Dr. Gallwas den Behandlungsplan darauf abgestimmt.

Als es dann nach ungefähr drei Monaten zu Blutungen kam, musste die zweite Operation durchgeführt werden. Es war leider nicht möglich, nur die Plazenta zu lösen, da sie komplett die Uteruswand durchwachsen hat; die Gebärmutter musste komplett entfernt werden. Glücklicherweise konnte die Harnblase dabei erhalten werden. Man hat gemerkt, dass das Team sehr gut vorbereitet war und wie gut die Klinik für Urologie und die Klinik für Gynäkologie und Geburtsheilkunde zusammenarbeiten.“

Wie würden Sie das letzte halbe Jahr zusammenfassen?

„Alles in allem war dieses beschriebene halbe Jahr definitiv das Schwerste in meinem Leben. Dennoch: Ich würde immer wieder die UMG wählen!

Danken möchte ich meiner Familie, welche eine absolute Mammutaufgabe gestemmt hat. Mein Mann hat Unvorstellbares geleistet. Nach Davin-Joels Entbindung war er, trotz Vollzeitarbeit, jeden Tag bei ihm auf der Kinderstation, um ihm Körperkontakt und Liebe zu schenken. Bela-Eliahs Omas und Opas haben alle an einem Strang gezogen - und das zu Zeiten von geschlossenen Kindertagesstätten. Ich bin so unsagbar stolz auf meinen großen Sohn, er hat das alles so tapfer gemeistert.

Prof. Dr. Gallwas (Direktorin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe) und PD Dr. Dr. Bauerschmitz (Leitender Oberarzt in der Klinik) haben mich die gesamte Zeit über betreut, stets mit Herz und Kompetenz. Frau Dr. Felke (Ultraschalldiagnostik) ist sehr sympathisch und ich habe mich bei ihr immer sehr gut aufgehoben gefühlt. Ich kann wirklich jeder Schwangeren einen Termin zur Feindiagnostik bei ihr empfehlen. Das pflegerische Team der Frauenklinik hat mir viel Herzlichkeit entgegengebracht. Generell wurde ich auf dem Gang stets mit einem Lächeln begrüßt, egal ob von Ärzt*innen oder Pflegepersonal. Das Team hat sogar in Corona-Zeiten Unmögliches möglich gemacht, um mir diese Zeit zu erleichtern. An dieser Stelle möchte nochmal dem gesamten Team von Herzen danken.“

Wie geht es Ihnen und Ihrem Sohn Davin-Joel jetzt?

„Mittlerweile bin ich wieder ganz gut im Lebensalltag angekommen. Ich werde aber noch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, um das Erlebte ganz zu verarbeiten. Das kann ich auch nur jedem raten, der längere Krankenhausaufenthalte in belastenden Situationen erlebt hat.

Davin-Joel hat sich wunderbar entwickelt. Sogar das Vollstillen hat geklappt, obwohl er drei Monate lang Pränahrung aus der Flasche bekommen hatte. Er hatte so einen schwierigen Start ins Leben, ganz ohne seine Mama. Das ist ihm nicht mehr anzumerken.“

Haben Sie abschließend noch ein paar Worte für (werdende) Mütter?

„Ich möchte allen Müttern Mut machen. Natürlich wünscht sich jede Mutter die sofortige Bindung und das kontinuierliche Zusammensein mit ihrem Kind, wie es oft bei natürlichen Geburten beschrieben wird. Aber ich bin der Meinung, dass die Liebe auch nach einem Kaiserschnitt oder räumlichen Trennungen genauso stark wächst. Es braucht vielleicht mehr Zeit, aber der Mutter-Kind-Liebe kann nichts in der Welt im Wege stehen.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass mein Sohn und ich alles so gut überstanden haben und kann jeder Schwangeren mit Komplikationen, die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie die Neugeborenen-Station der UMG ans Herz legen.“

Liebe Frau Sauer, schön, dass Sie und Ihre Familie die Strapazen des Klinikaufenthaltes gut überstanden haben und Ihre Erfahrungen mit uns teilen! Alles Gute weiterhin für Sie und ein schönes erstes Weihnachtsfest zu viert!

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