Ausschreibung Medizinethische Dissertation

Medizinethische Dissertation zur Untersuchung von wissenschaftlicher Politikberatungsprozessen für Pandemieprävention und -management aus Sicht von Fach expert*innen aus dem Gesundheitswesen und der Forschung

Medizinethische Dissertation zur Untersuchung von wissenschaftlicher Politikberatungsprozessen für Pandemieprävention und -management aus Sicht von Fach expert*innen aus dem Gesundheitswesen und der Forschung

(Betreuung: Prof. Dr. Silke Schicktanz, in Koop. mit Prof. Simone Scheithauer)

Während der COVID-19 Pandemie wurde sowohl medial als auch fachlich die Rolle von Expert*innen auf politische Entscheidungen zum Management der Pandemie bzw. Impfpolitik intensiv diskutiert. Dabei nimmt wissenschaftliche Politikberatung eine lange, tradierte und oft eher unbemerkte Rolle in der (Gesundheits- und Forschungs-)Politik der BRD ein.

Die erhöhte Aufmerksamkeit bzgl. der Rolle von Expert*innen für gesamtgesellschaftliche Maßnahmen, z.B. für zukünftige Pandemien steht dabei vor mehreren Herausforderungen: Welche Expertise wird benötigt, welche gehört? Wie geht man mit unsicherem Wissen oder bei kontroverser Datenlage mit den jeweiligen Expertisen um? Wie kommuniziert man angemessen komplexe Sachverhalte, Studienlagen oder Fachexpertisen, so dass Politik und auch ggf. die Öffentlichkeit diese Einflussnahme nachvollziehen können? Welche Rollen spielen Faktenwissen vs. Wertentscheidungen in diesen Beratungssituationen? Wer trägt die Verantwortung, sollten sich Entscheidungen oder Vorannahmen als kontraproduktiv erweisen?

Aus ethischer Sicht handelt es sich dabei um ein höchst spannendes Feld, dass bioethische und politisch-ethische Fragestellung verbindet.

Die geplante Studie setzt an diesem wichtigen, jedoch wenig empirisch untersuchten Feld an um die ethisch-theoretische Debatte zur wissenschaftlichen Politikberatung zu bereichern. Methodisch ist eine qualitative Experteninterview-Studie vorgesehen, die ca. 20 Expert*innen unterschiedlicher Fachdisziplinen, die in der COVID-19 Pandemie beratend tätig waren befragt, um deren Erfahrungen, Einsichten und Vorgehensweisen im Kontext von pandemiemaßnahmen-Beratungen der Landes- oder Bundesregierung zu beforschen. Die Befunde werden auf dem Hintergrund verschiedener ethischen Theorien zur wissenschaftlichen Politikberatung dann beleuchtet. Ziel ist die Herausarbeitung von Empfehlungen, um mögliche Konflikte für involvierte Expert*innen mindern können bzw. ethische Rahmenbedingungen definieren.

Die Arbeit findet unter der Betreuung von Professor Dr. Schicktanz in Kooperation mit Prof. Dr. Simone Scheithauer, Institut für (Krankenhaus-)hygiene und Infektiologie statt.

Folgende Aufgaben und Fragen sollen Inhalt der medizinischen Dissertation sein:

  • Auswertung des deutschsprachigen und internationalen Forschungsstandes
  • Entwurf eines Interviewleitfadens und Durchführung von ca. 20 Expert*innen-Interviews in Deutschland
  • Auswertung mittels qualitativer Inhaltsanalyse und ethische Reflexion der Ergebnisse
  • Verschriftlichung der Ergebnisse als deutsch- oder englischsprachige Fachpublikation

Bewerbende sollte folgende Voraussetzungen mitbringen:

Vorwissen und großes Interesse in der Medizinethik, belegt durch den erfolgreichen Besuch einschlägiger Lehrveranstaltungen; sehr gute Englischkenntnisse zur Auswertung der internationalen Fachliteratur und der Abfassung einer englischen Fachpublikation (als kumulative Dissertation), Bereitschaft sich in qualitative Forschungsmethodik einzulesen und ggf. Vorträge auf Fachtagungen zu halten, gute Organisationsfähigkeiten; siehe auch allgemeine Bedingungen zur Promotion in unserem Fach http://www.egmed.uni-goettingen.de/index.php?id=126

Ein Freisemester wird erwartet. Doktorierende werden eng betreut und in alle methodischen Schritte der Arbeit ausführlich eingeführt. Eine enge Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftler*innen der Arbeitsgruppe ist gegeben. Kostenübernahme für die Teilnahme an wiss. Tagungen, Archivreisen, Literaturbeschaffung u.ä. erfolgt durch das Institut.

Es ist erwünscht, dass die Arbeit zum Juli 2024 aufgenommen wird.

Schriftliche Bewerbungen, zu einem einzigen PDF-Dokument zusammengefasst, sind bis spätestens 21.5.24 an silke.schicktanz(at)medizin.uni-goettingen.de zu richten.

Die Bewerbung sollte ein aussagekräftiges Motivationsschreiben, einen Lebenslauf und eine Übersicht über bisherige Leistungen und relevante Kurse enthalten.

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