Universitätsmedizin Göttingen startet erfolgreich Nierentransplantation

Ziel erreicht: Im vergangenen Jahr hat die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) 17 Nieren erfolgreich transplantiert und erfüllt damit auf Anhieb die Kriterien für ein anerkanntes Nierentransplantationszentrum. Zudem wurde in den letzten zwölf Monaten die Warteliste von Nierenempfänger*innen in enger Zusammenarbeit mit dem Klinikum Hann. Münden (KHM) an die UMG transferiert.
Voraussetzung dafür war ein Kooperationsvertrag mit dem KHM, der im September 2023 geschlossen wurde. Diese Vereinbarung sieht unter anderem die gemeinsame Betreuung von Patient*innen bei der Nierentransplantation vor und soll so Transplantationen in der Region Südniedersachsen maßgeblich stärken. Vor dem Hintergrund der vom Bundeskabinett verabschiedeten Krankenhausreform gilt die Kooperation zwischen UMG und KHM bundesweit als Vorzeigemodell für die Vernetzung von Grund- und Regelversorgern mit Häusern der Maximalversorgung. Die wohnortnahe medizinische Betreuung von Patient*innen auf universitärem Spitzenniveau kann damit verbessert werden.
Meilenstein dank Kooperation mit Klinikum Hann. Münden geschafft
Mit großer Sorgfalt und im Schulterschluss mit dem KHM wurden wesentliche Leistungen der Nierentransplantation an die UMG verlagert. Priv.-Doz. Dr. Dr. Gunilla Einecke, Leiterin der Sektion Transplantationsnephrologie in der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie der UMG, erklärt: „In den vergangenen Monaten haben wir hier im Haus alle erforderlichen Strukturen neu geschaffen und die umfangreichen Prozesse sicher etabliert. Die Warteliste mit knapp 270 Patient*innen, die auf eine Spenderniere warten, liegt nun an der Universitätsmedizin. Dank der vorbehaltlosen Kooperation mit unseren Kolleg*innen im Klinikum Hann. Münden ist dieser Meilenstein geschafft.“
Darüber hinaus ist an der UMG auch die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie maßgeblich beteiligt. Hier wurde ein neuer Bereich für Transplantationschirurgie geschaffen, um Spendernieren zu implantieren. „Unter den 17 erfolgreichen Transplantationen waren auch zwei Lebendspenden, bei der ein Mensch eine seiner zwei Nieren an eine kranke Person gespendet hat. Dieser Prozess ist sehr komplex in der Vorbereitung. Dies war in so kurzer Zeit nur durch das fachübergreifende und interprofessionelle Team an der UMG möglich“, sagt Priv.-Doz. Dr. Florian Bösch, Schwerpunktleiter Transplantations- und Sarkomchirurgie. Die Lebendspenden werden an der UMG minimal-invasiv, das heißt lediglich über kleine Schnitte am Bauch, durchgeführt.
Die Professionalisierung geht weiter: In diesem Jahr werden Lebendspenden auch dann möglich sein, wenn die Blutgruppen von Spender*innen und Empfänger*innen nicht übereinstimmen. Bei diesen Blutgruppen-inkompatiblen Spenden unterstützt die Zentralabteilung Transfusionsmedizin der UMG.
Sichere Prozesse und zufriedene Patient*innen
Eine der ersten Nieren an der UMG erhielt Gabriele Reinhardt. Für die 64-Jährige aus Alfeld in der Nähe von Hildesheim änderte sich am 16. August 2024 mit einem Telefonanruf buchstäblich ihr Leben: ‚Wir haben eine Spenderniere für Sie‘ waren die erlösenden Worte. Es war 03:17 Uhr am Morgen. „Ich werde diesen Anruf nie vergessen“, erzählt Gabriele Reinhardt heute. Danach ging es Schlag auf Schlag: Ab ins Auto, knapp 80 Kilometer nach Göttingen, an der UMG angekommen wartete schon das Team von Ärzt*innen und medizinischem Fachpersonal. Vor der Operation wurden noch zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. Die Operation verlief gut und sie fühlte sich sofort fit. „Meine Mitmenschen haben mir die Transplantation direkt angesehen. ‚Du siehst richtig erblüht aus‘, sagten mir Familie und Freunde. Und so habe ich das auch empfunden“, erinnert sie sich.
Auf diesen Moment hatte Gabriele Reinhardt zehn Jahre und sechs Monate warten müssen – so wie derzeit laut Deutscher Stiftung Organtransplantation (DSO) rund 6.500 Menschen in der Bundesrepublik auf eine Niere warten. Eine Zeit der Entbehrungen, denn neben der kräftezehrenden und langwierigen Dialyse mindestens dreimal pro Woche, sind auch viele Speisen für Dialysepatient*innen nicht erlaubt: frisches Obst und Gemüse sind tabu, Milchprodukte und Wurstwaren nur in streng dosierten Mengen. „Noch schlimmer war für mich aber, dass ich nach den vielen Jahren in Behandlung fast nichts mehr trinken durfte“, erzählt Reinhardt. Gerade einmal 500 Milliliter am Tag waren es am Ende, so viel wie etwa zwei Tassen Tee. „Und nach der Dialyse habe ich mich immer gefühlt wie nach einem Halbmarathon.“
Doch die Zeiten sind jetzt vorbei. „Das Schönste ist, dass ich jetzt mit meinem Mann einfach spontan sein kann“, so Reinhardt. Es müssten keine großen Reisen sein, der Campingplatz in der Lüneburger Heide reiche ihr schon, nur jetzt eben ohne große Planungen und Einschränkungen. Die 64-Jährige weiß es zu schätzen: „Dieses Freiheitsgefühl ist einmalig.“
Die Nachsorge von Gabriele Reinhardt kann in enger Abstimmung mit der UMG überwiegend heimatnah in ihrer Dialysepraxis erfolgen. Zusätzlich gibt es in größeren Abständen auch Kontrolluntersuchungen im Nierentransplantationszentrum der UMG. „Ich fühle mich hier gut aufgehoben und hervorragend unterstützt“, sagt sie.
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