Familienfreundlichkeit im OP: Vereinbarkeitspreis 2018 der UMG geht an Leitenden Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie.

Prof. Dr. Jochen Gaedcke erhält den „Vereinbarkeitspreis UMG“ für sein besonderes Engagement zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im OP für Beschäftigte mit Familienverantwortung.

(umg) Prof. Dr. Jochen Gaedcke, Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), erhält für sein Engagement zur Verbesserung der Familienfreundlichkeit den „Vereinbarkeitspreis UMG“ des Jahres 2018. Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Dekan und Sprecher des Vorstandes der UMG, überreichte die Urkunde an Prof.
Gaedcke am Dienstag, dem 18. Dezember 2018. Der Vereinbarkeitspreis wird jährlich verliehen und ist mit 1.000 Euro dotiert. Prof. Gaedcke für den Vereinbarkeitspreis nominiert hatte Dr. Anne Kauffels-Sprenger, Funktionsoberärztin in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der UMG.

BEGRÜNDUNG

Prof. Jochen Gaedcke hat die Leitlinie „Schwanger im OP“ mitentwickelt. Die UMG hat damit als eine von wenigen Kliniken bundesweit eine verbindliche Leitlinie vorliegen, die schwangeren Chirurginnen deren operative Arbeit weiterführen lässt. Gaedcke hat außerdem aktiv dazu beigetragen, diese Leitlinie im OP-Alltag tatsächlich umzusetzen und mit dieser innovativen Lösung die Arbeitssituation von schwangeren Chirurginnen zu verbessern. Die neuen Regelungen der Leitlinie erlauben es Chirurginnen, auf deren ausdrücklichen Wunsch hin und unter Einhaltung aller notwendigen Schutzmaßnahmen, auch während einer Schwangerschaft zu operieren.

Grundlage der Leitlinie ist, dass eine schwangere Chirurgin im OP nur eingesetzt werden darf, wenn dazu die freiwillige Entscheidung der Schwangeren vorliegt. Zudem muss eine vom Betriebsärztlichen Dienst geprüfte, individuelle Gefährdungsbeurteilung für die Tätigkeiten der Schwangeren vorliegen. Werden die erarbeiteten Schutzmaßnahmen vor und während der operativen Eingriffe eingehalten, können Risiken für die werdende Mutter und das ungeborene Kind weitestgehend ausgeschlossen werden. Chirurginnen können so ihre operative Tätigkeit während einer Schwangerschaft oder der Stillzeit fortsetzen.

Dr. Kauffels-Sprenger begründet die Nominierung von Prof. Jochen Gaedcke für den Vereinbarkeitspreis: „Das Projekt ist vor allem deshalb gut gelungen, da die Leitlinie nicht nur auf dem Papier besteht, sondern schwangeren Kolleginnen in unterschiedlichen Abschnitten ihrer Ausbildung den Einsatz im Operationssaal tatsächlich möglich macht. Prof. Gaedcke hat die Umsetzung der Leitlinie, gerade auch im Hinblick auf die OP-Plan-Gestaltung, voll unterstützt. Sonst wäre dies in solchem Umfang nicht möglich gewesen.“

Prof. Gaedcke hat bei seinen Bemühungen um vereinbarkeitsfreundliche Lösungen auch die männlichen Mitarbeiter der Klinik im Blick. So werden Väter in ihrem Wunsch unterstützt, ihre Vaterschaft aktiv zu leben. Prof. Gaedcke ermöglicht den Chirurginnen und Chirurgen in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie auch Teilzeit-Arbeit im OP. Bei der OP-Plan-Gestaltung werden die verschiedenen, individuellen Arbeitszeitmodelle der Chirurginnen und Chirurgen mit Familienverantwortung konsequent berücksichtigt, auch wenn dies einen erhöhten Organisationsaufwand bedeutet.

Die Leitlinie gemeinsam entwickelt haben die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie (Mitarbeit: Funktionsoberärztin Dr. Anne Kauffels-Sprenger, unterstützt von Klinikdirektor Prof. Dr. Michael Ghadimi), die Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie (Mitarbeit: Leitender Oberarzt Prof. Dr. Stephan Sehmisch, unterstützt von Klinikdirektor Prof. Dr. Wolfgang Lehmann) und der Betriebsärztliche Dienst (Mitarbeit: Leiterin Dr. Karin Reimers).

Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Sprecher des Vorstandes der UMG, sagt: „Meine Wahrnehmung ist, dass in den letzten Jahren Familienfreundlichkeit und Gleichstellung durch die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten an der UMG zunehmend einen höheren Stellenwert bekommen haben. Der Vereinbarkeitspreis ist ein Ausdruck davon.“

HINTERGRUND LEITLINIE „SCHWANGER IM OP“

Die mittelfristige Zukunft der Medizin - und damit auch der Chirurgie - ist weiblich. Das belegt die steigende Zahl von Medizinstudentinnen. Laut statistischem Bundesamt waren im Jahr 2017 rund 58.000 der bundesweit knapp 94.000 Studierenden der Humanmedizin weiblich. Das entspricht einem Anteil von etwa 62 Prozent. Für junge Ärztinnen fallen die Phase ihrer fachärztlichen Weiterbildung und die Tätigkeit als Fachärztin oder Oberärztin zeitlich oft mit der Phase der Familiengründung zusammen. Der Operationssaal gilt für Schwangere und ihre ungeborenen Kinder als potentiell gefährlicher Arbeitsplatz. Wenn Chirurginnen ihre Schwangerschaft bekannt geben, folgt zumeist zum Schutz der Ärztinnen ein Operationsverbot. Die UMG hat dazu eine verbindliche Leitlinie erarbeitet, die schwangeren Chirurginnen ihre operative Arbeit weiterführen lässt. Diese Maßnahme unterstützt zum einen Chirurginnen in fachärztlicher Weiterbildung, sie müssen jetzt bei einer Schwangerschaft ihre Tätigkeit im OP nicht zwingend unterbrechen. Somit verlängert sich ihre Weiterbildungszeit in Folge der Schwangerschaft nicht unnötig. Auch ausgebildete Fachärztinnen mussten nach der bisherigen Regelung bei einer Schwangerschaft ihre operative Tätigkeit länger unterbrechen. Eine Rückkehr ins operative Tagesgeschäft war dann oft mühevoll. Chirurgische Fächer gelten als eher schwieriges Arbeitsfeld für Ärztinnen und Ärzte mit Familienverantwortung: OP-Kernzeiten sind wenig flexibel und die Dauer der OP-Eingriffe kann häufig nicht exakt geplant werden. Das bedeutet, dass in vielen chirurgischen Kliniken eine Teilzeittätigkeit nur in Funktionsbereichen abseits des Operationssaales möglich ist.

DER „VEREINBARKEITSPREIS UMG“

Der „Vereinbarkeitspreis UMG“ zeichnet Führungspersonen aus, die sich in ihren Einrichtungen für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzen. Beschäftigte der UMG können Vorgesetzte vorschlagen, die sie bei diesem Ziel unterstützen. Der Preis wird vom Vorstand der UMG verliehen und ist mit 1.000 Euro dotiert. Das Preisgeld ist dafür vorgesehen, in der Einrichtung der Preisträgerin oder des Preisträgers familienfreundliche Angebote auszubauen. Die UMG verleiht deutschlandweit als einzige Hochschulmedizin regelmäßig einen Preis für persönliches Engagement bei der Gestaltung von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen.

Alle 16 Nominierten des Vereinbarkeitspreises 2018 stehen auf der Homepage des UMG-Gleichstellungsbüros (Menüpunkt „Familienfreundlichkeit“).
 

WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Gleichstellungsbeauftragte Dipl. oec. Anja Lipschik

Telefon 0551 / 39-69335; Mail: anja.lipschik@med.uni-goettingen.de

Nina Vogel, Referentin für Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie
Telefon 0551/ 39-8414, Mail: nina.vogel@med.uni-goettingen.de

Sekretariat: Kerstin Hudel, Telefon 0551 / 39-69785; Mail: gleichstellungsbuero@med.uni-goettingen.de

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