The Times They Are a´Changin´ - Von Medizin, Ethik, Lebenszeit

„The Times They Are a´Changin´ - Von Medizin, Ethik, Lebenszeit“ lautet das Thema der Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Claudia Wiesemann, Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Sie hat das Institut seit April 1998 mehr als 26 Jahre lang geleitet und in dieser Zeit als Pionierin die wissenschaftliche Exzellenz und internationale Sichtbarkeit der Medizinethik in Deutschland entscheidend vorangetrieben. Dafür erhielt sie im Jahr 2022 den Wissenschaftspreis des Landes Niedersachsen. Prof. Wiesemann ging Ende September 2024 in den Ruhestand.
Prof. Dr. Wolfgang Brück, Dekan und Sprecher des Vorstandes der UMG, begrüßt für die Medizinische Fakultät zur Abschiedsvorlesung. Ein Grußwort spricht Prof. Dr. Alena Buyx, Direktorin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Technischen Universität München und ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. Die Veranstaltung ist öffentlich und findet statt am Donnerstag, 7. November 2024, um 15:00 Uhr im Hörsaal MED 25, Ecke Kreuzbergring/Am Vogelsang, 37075 Göttingen.
Öffentliche Abschiedsvorlesung
„The Times They Are a´Changin´ - Von Medizin, Ethik, Lebenszeit“
Prof. Dr. Claudia Wiesemann, langjährige Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG)
Gastrednerin: Prof. Dr. Alena Buyx (ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates)
Donnerstag, 7. November 2024, 15:00 Uhr
Hörsaal MED 25, Ecke Kreuzbergring/Am Vogelsang, 37075 Göttingen
Medienvertreter*innen sind herzlich willkommen.
In ihrer Abschiedsvorlesung spricht Prof. Wiesemann über die Bedeutung der Zeit in Krankheit und Gesundheit. Praktiken der modernen Medizin beeinflussen unser aller Leben. Sie können Leben verlängern und gewohnte Zeitstrukturen in Frage stellen. Welche Chancen und Risiken sind damit verbunden?
Prof. Dr. Claudia Wiesemann, Jahrgang 1958, studierte von 1977 bis 1984 Humanmedizin an der Universität Münster. Anschließend arbeitete sie drei Jahre als Assistenzärztin in der Inneren Medizin und schloss von 1988 bis 1990 ein Studium der Philosophie, Neueren Geschichte und Geschichte der Medizin an der Universität Münster an. Sie habilitierte sich in „Geschichte und Ethik der Medizin“ und folgte 1998 dem Ruf nach Göttingen auf eine der ersten Professuren für Medizinethik in Deutschland.
Forschungsschwerpunkte
Prof. Wiesemann forschte zu Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. Dabei befasste sie sich besonders mit der Frage, wie sich die modernen technischen Möglichkeiten der Medizin menschenverträglich einsetzen lassen. Sie untersuchte, wie sich neue medizinische Möglichkeiten zum einen und die Vorstellungen der Menschen von einem guten Leben in der Zeit zum anderen wechselseitig beeinflussen. Im Mittelpunkt steht eine vom Menschen ausgehende Ethik, die nicht aus dem Elfenbeinturm heraus agiert, sondern lebenspraktische Aspekte zu berücksichtigen in der Lage ist. Sie ist Sprecherin der Forschungsgruppe 5022 „Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens“, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.
Besonders intensiv setzte sich Prof. Wiesemann mit der Fortpflanzungsmedizin auseinander. Sie befasste sich mit Eizellspende und Leihmutterschaft aus ethischer, rechtlicher und psychosozialer Sicht und beriet die Bundesregierung in diesen Fragen. Die Fortpflanzungsfreiheit, der moralische Umgang mit Keimzellen und Embryonen, das Wohl der durch Fortpflanzungsmedizin gezeugten Kinder, die Gerechtigkeit hinsichtlich des Zugangs zu diesen Verfahren, die Kommerzialisierung von Fortpflanzung und nicht zuletzt das Verständnis von Elternschaft und Familie spielen hierbei eine zentrale Rolle.
In einem weiteren Forschungsschwerpunkt befasste sie sich mit ethischen Fragen in Zusammenhang mit der Stammzellforschung und einer daraus resultierenden zukunftsnahen therapeutischen Anwendung am Menschen. Mittels einer Analyse internationaler Debatten zum medizinischen Potenzial der Methode unter Gewährleistung der Patient*innen-Sicherheit sowie der Einbeziehung von Interessenvertreter*innen, wissenschaftlicher Gremien und der Öffentlichkeit wurde ein Handlungsleitfaden für alle Beteiligten erarbeitet, der als Grundlage für eine gesetzgeberische Empfehlung dient.
Für Prof. Wiesemann war es stets wichtig, sich für die Rechte von Patient*innen in der Medizin einzusetzen. Sie erforschte, inwiefern Selbstbestimmung von Patient*innen und Vertrauen in die Personen und Institutionen des Gesundheitswesens miteinander zusammenhängen. Ein besonderes Augenmerk galt dabei der unterstützenden Rolle der Familie und von Patient*innenorganisationen.
Mitgliedschaften
Prof. Wiesemann amtierte von 1998 bis 2007 als Secretary des Wissenschaftlichen Beirats der European Association for the History of Medicine and Health. Von 2002 bis 2012 war sie Präsidentin der Akademie für Ethik in der Medizin e.V. und von 2010 bis 2016 Mitglied der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer (ZEKO). Sie war von 2012 bis 2020 Mitglied des Deutschen Ethikrates, seit 2016 in der Funktion der stellvertretenden Vorsitzenden. Im Jahr 2020 wurde sie in die Initiative Niedersächsischer Ethikrat berufen und 2021 zum Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina gewählt.
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