Renale Denervierung: Minimalinvasives Verfahren gegen therapieresistenten Bluthochdruck kehrt an die UMG zurück


Bluthochdruck, auch Hypertonie genannt, zählt laut der Deutschen Herzstiftung zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Oft bleibt er lange unbemerkt, da er in der Regel keine Schmerzen verursacht. Betroffene leiden häufig unter unspezifischen Symptomen wie Schwindel, Müdigkeit oder Schlafstörungen. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck kann jedoch die Gefäße schädigen und schwere Folgeerkrankungen verursachen – insbesondere an Herz, Gehirn, Nieren und Augen. Hypertonie ist einer der Hauptrisikofaktoren für Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche. Wird der Blutdruck trotz konsequenter medikamentöser Behandlung nicht ausreichend gesenkt, spricht man von einer therapieresistenten Hypertonie.
Für diese Patient*innengruppe kann die sogenannte renale Denervierung eine mögliche Behandlungsoption sein. Nach zehn Jahren bietet die Klinik für Nephrologie und Rheumatologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) dieses Therapieverfahren wieder an – unter modernsten Bedingungen im zertifizierten Hypertonie-Zentrum DHL. Das Zertifikat stellt die hohe Qualität sicher, die die Deutsche Hochdruckliga (DHL) auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen über Bluthochdruck und Versorgungsforschung festgelegt hat.
Über einen Zugang in der Leistenarterie wird ein spezieller Katheter in die Nierenarterien eingeführt, der durch gezielte Energieimpulse – meist Hochfrequenzstrom – die überaktiven Nervenfasern in den Arterien verödet. Diese Nerven gehören zum sympathischen Nervensystem, das unter anderem die Blutdruckregulation steuert. Ist es dauerhaft überaktiv, kann dies den Blutdruck zusätzlich erhöhen. Die Denervierung kann zu einer langfristigen Senkung des Blutdrucks führen – unabhängig von der täglichen Medikamenteneinnahme.
„Ob Patient*innen für die renale Denervierung infrage kommen, hängt von bestimmten Voraussetzungen ab“, erklärt Prof. Dr. Michael Koziolek, leitender Oberarzt und Leiter des zertifizierten Hochdruckzentrums der UMG. „Der Blutdruck sollte trotz gesunder Lebensweise und einer gut eingestellten Kombination aus mindestens drei blutdrucksenkenden Medikamenten – darunter auch ein entwässerndes Mittel – immer noch bei 140 zu 90 mmHg oder höher liegen. Außerdem müssen die Nieren gut arbeiten, die Nierenarterien unauffällig sein und die Gefäße für den Eingriff geeignet sein.“
Die UMG verfügt mit ihrem zertifizierten Hypertonie-Zentrum DHL über langjährige Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung von Bluthochdruckerkrankungen. „Ein fachübergreifendes Team aus Nephrologie, Kardiologie, interventioneller Radiologie und Gefäßchirurgie begleitet Patient*innen auf höchstem medizinischen Niveau – von der Diagnosestellung bis zur individuellen Therapieentscheidung“, sagt Prof. Koziolek.
Obwohl erste klinische Erfahrungen vielversprechend waren, wurde die renale Denervierung über Jahre hinweg kaum noch angewendet. Verbesserte Studiendesigns, technologische Fortschritte und eine präzisere Auswahl geeigneter Patient*innen haben zu einer Neubewertung geführt. Unter klar definierten klinischen Voraussetzungen wird das Verfahren heute von zahlreichen Fachgesellschaften, darunter die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DKG) und die Deutsche Hochdruckliga (DHL) empfohlen.
„Die renale Denervierung kann in ausgewählten Fällen eine wertvolle Ergänzung zur medikamentösen Therapie darstellen“, betont Prof. Koziolek. „Dank moderner Technik und klarerer Auswahlkriterien können wir heute gezielter therapieren und Patient*innen mit schwer einstellbarem Bluthochdruck neue Perspektiven eröffnen.“
Ansprechpartner Fachbereich:
Prof. Dr. Michael Koziolek, Klinik für Nephrologie und Rheumatologie, Telefon 0551 / 39-60460, lina.mueller(at)med.uni-goettingen.de
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