„Palliativmedizin – eine Selbstverständlichkeit“ – Abschiedsvorlesung von Prof. Friedemann Nauck

(umg) Prof. Dr. Friedemann Nauck, Direktor der Klinik für Palliativmedizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und seit 2006 Inhaber des Lehrstuhls für Palliativmedizin, verabschiedet sich mit einer Vorlesung zum Thema „Palliativmedizin – eine Selbstverständlichkeit“ zum Ende des Sommersemesters 2023 in den Ruhestand. Die Veranstaltung findet statt am Freitag, dem 29. September 2023, um 15:00 Uhr im Hörsaal 81 des Universitätsklinikums Göttingen.
In seiner Abschiedsvorlesung „Palliativmedizin - eine Selbstverständlichkeit“ referiert Prof. Nauck über die hospizlich-palliative Versorgung und deren Übertragung in die Gesellschaft als selbstverständlich gelebte Wirklichkeit. Voraussetzung dafür ist die Schaffung einer Gemeinschaft, in der Menschen sich gegenseitig unterstützen und füreinander sorgen.
Öffentliche Veranstaltung
Abschiedsvorlesung „Palliativmedizin – eine Selbstverständlichkeit“
Prof. Dr. Friedemann Nauck, langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Palliativmedizin und der Stiftungsprofessur der Deutschen Krebshilfe sowie Direktor der Klinik für Palliativmedizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG)
Freitag, 29. September 2023, 15:00 Uhr
Hörsaal 81, Universitätsklinikum
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen
Medienvertreter*innen sind herzlich willkommen.
Die bestmögliche Behandlung und Versorgung schwerkranker und sterbender Menschen, die Begleitung deren Angehöriger und das Aufbrechen der gesellschaftlichen Tabus um schwere Krankheit, Tod und Sterben stehen als Ziele hinter all den Betätigungsfeldern von Prof. Dr. Friedemann Nauck und denen seines multiprofessionellen haupt- und ehrenamtlichen Teams.
17 Jahre lang, nachdem er den Ruf nach Göttingen angenommen hatte, hat Prof. Nauck die Klinik für Palliativmedizin an der UMG, auch mit großer Unterstützung durch Spendengelder und hohes Engagement der Bürger*innen der Stadt Göttingen und des Landkreises, nach und nach auf- und ausgebaut. Heute umfasst das Palliativzentrum der UMG eine Palliativstation, einen Palliativdienst, einen Konsiliardienst, eine Ambulanz und Poliklinik, einen Dienst der Ambulanten Spezialisierten Palliativversorgung, einen Ehrenamtliche Dienst mit mehr als 100 Ehrenamtlichen, den Bereich Trauerbegleitung sowie die Stelle einer Netzwerkkoordinatorin für die Stadt und den Landkreis Göttingen. Darüber hinaus wurde ein Forschungsbereich für die Palliativversorgung und die Mildred Scheel Akademie Göttingen etabliert. Für Kinder und Jugendliche mit schweren, lebensbegrenzenden Erkrankungen wurden, auch dank vieler Spenden aus der Bevölkerung, zwei „Kinderpalliativzimmer“ in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der UMG, eingerichtet. Mitbegründet hat Prof. Nauck das Kinderpalliativzentrum inklusive Spezialisierter Ambulanter Pädiatrischer Palliativversorgung an der UMG, das von Prof. Dr. Jutta Gärtner, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der UMG, und Prof. Dr. Friedemann Nauck geleitet wird. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit vielen weiteren Fachbereichen der UMG, dem Zentrum für Medizinrecht als Einrichtung der Georg-August-Universität Göttingen und dem Comprehensive Cancer Center Niedersachsen (CCC-N).
Zur Palliativmedizin ist Prof. Friedemann Nauck 1988/89 nach einem Besuch im St. Christopher’s Hospice in London gekommen, der Wiege der modernen Palliativmedizin. Danach entschloss sich Nauck, alles dafür zu tun, eine ähnliche Entwicklung auch in Deutschland mit auf den Weg zu bringen. Dazu zählen der Auf- und Ausbau der Palliativversorgung sowie deren Aufnahme in die Regelversorgung oder die Implementierung von Palliativmedizin/Palliative Care in die studentische Lehre sowie die Aus-, Fort- und Weiterbildung aller in Palliativmedizin/Palliative Care involvierten Berufsgruppen. Nauck hat zudem die Gründung einer Mildred-Scheel-Akademie Göttingen für Palliativmedizin an der UMG vorangetrieben und im Verbund dieser von der Deutschen Krebshilfe geförderten Akademien das Mildred-Scheel Diplom mitentwickelt. Ein jährliches Fortbildungsformat, das Forum Palliativmedizin in Berlin, das sich an die interessierte Öffentlichkeit und vor allem an die nichtakademischen Berufsgruppen richtet, hat er als wissenschaftliche Leitung dieser Veranstaltung 2007 auf den Weg gebracht. Für den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Vernetzung vieler verschiedener Disziplinen hat er die „Wissenschaftlichen Arbeitstage“ der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, deren Präsident er von 2010 bis 2014 war, mitinitiiert. Dass junge Forschung in einer Fachdisziplin ein solches Forum erhält, ist ungewöhnlich, initiativ und zukunftsfördernd und steht für gelebte Multiprofessionalität und Interdisziplinarität.
Schwerpunkte von Nauck´s Forschungsarbeiten lagen in der Versorgungsforschung. Mit besonderem Blick auf Menschen mit anderen als Krebserkrankungen, zum Beispiel chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Wohnungslose oder Menschen mit Migrationshintergrund berücksichtigt die Tätigkeit in seiner Klinik in besonderer Weise Fragestellungen von Zugangsgerechtigkeit und Sensibilisierung für ungedeckte Versorgungsbedarfe.
Versorgung, die immer auch ihre ethischen und rechtlichen Grundlagen reflektiert, zeigt sich in seiner Publikationstätigkeit zu diesen Schwerpunkten, zudem in seiner Beteiligung am Netzwerk ambulante Ethikberatung Göttingen (NEG) mit Unterstützung der Niedersächsischen Ärztekammer, der Mitbegründung und -leitung des Zentrums für Medizinrecht der Universität Göttingen, oder darin, das Konzept „Behandlung im Voraus planen“ (BVP) in der Region nachhaltig zu verankern, damit die Versorgung vulnerabler Menschen am Lebensende in allen Settings - insbesondere in stationären Pflegeeinrichtungen - auch deren Wünschen und Präferenzen entspricht.
In letzter Zeit treibt Prof. Dr. Friedemann Nauck in der Region die Entwicklung einer „Caring Community“ (Sorgende Gemeinschaft) voran. Dadurch will Nauck vor dem Ende seiner Tätigkeit die Vision eines Versorgungsnetzwerkes auf den Weg bringen, das etablierte Akteure des Gesundheitssystems mit bürgerschaftlichen Angeboten verbindet. Dabei konnte inzwischen eine Netzwerkkoordination für die Hospiz- und Palliativversorgung implementiert werden, die sowohl von der Stadt Göttingen wie auch dem Landkreis und den Krankenkassen finanziell mitgetragen wird. Gemäß dem Titel seiner Antrittsvorlesung „Palliativmedizin - ein Konzept für das Leben“ verbindet dieser Ausblick zusammen mit dem Thema der Abschiedsvorlesung „Palliativmedizin - eine Selbstverständlichkeit“ die Hoffnung, die Sorgende Gemeinschaft über die hospizlich-palliative Versorgung hinaus eine selbstverständlich gelebte Wirklichkeit werden zu lassen.
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