Niedersachsens Wissenschaft – aktiv und stark in der Pandemieaufarbeitung



Das Land Niedersachsen hat mit dem COVID-19 Forschungsnetzwerk Niedersachsen (COFONI) Strukturen geschaffen, die dazu beitragen, die Langzeitfolgen der Pandemie zu erforschen, Maßnahmen abzuleiten und besser auf künftige Pandemien vorbereitet zu sein. Im Rahmen eines COFONI-Workshops diskutierten rund 40 Expert*innen über Therapien und Versorgung von Long-/Post-COVID-Patient*innen, das Erleben des Versterbens von Angehörigen unter Pandemiebedingungen, die psychosozialen Langzeitfolgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche sowie über Langzeitfolgen in der Arbeitswelt und betrieblichen Gesundheitspolitik zur Pandemiebewältigung. Weiterhin wurde mit Akteur*innen der Wissenschaftskommunikation beraten, wie die wissenschaftlichen Ergebnisse der COFONI-Projekte nach deren Abschluss in der Gesellschaft kommuniziert werden können. Der Workshop fand am 13. Februar 2025 im StartRaum Göttingen statt.
In den COFONI-Forschungsprojekten werden die teils noch andauernden Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie in der Lebens- und Arbeitswelt untersucht, um anschließend aus diesen Erkenntnissen Bewältigungs- und Präventionsmaßnahmen für die Betroffenen abzuleiten. Die ersten Zwischenergebnisse wurden jetzt diskutiert: In einer Stichprobe von AOK-Versicherten, die im Durchschnitt seit mehr als 20 Monaten an Post-COVID litten, gaben mehr als 80 Prozent der erwerbsfähigen Personen an, erwerbstätig zu sein. Für ein Drittel dieser Personengruppe hat sich jedoch aufgrund der Post-COVID-Beschwerden etwas an ihrer Erwerbssituation verändert, beispielsweise mussten sie ihre Arbeitszeit reduzieren oder ihren Arbeitsplatz wechseln. Aktuell wird untersucht, wie die befragten Patient*innen mit ihren Beschwerden im Alltag umgehen, welche Versorgungsangebote sie innerhalb und außerhalb des Gesundheitssystems wahrnehmen und welche Bedarfe sie in unterschiedlichen Phasen der Erkrankung haben. Ziel ist es, die gesundheitliche Versorgung der Betroffenen zu verbessern.
In einem weiteren Forschungsvorhaben ergaben erste Befragungen, das Post-COVID-Patient*innen nicht nur unter den gesundheitlichen Spätfolgen der Infektion leiden, sondern auch unter den stetig steigenden Leistungserwartungen in der Arbeitswelt. Erschwert wird der Umgang mit den eigenen gesundheitlichen Einschränkungen zusätzlich dadurch, dass das Coronavirus und COVID-19 gesellschaftlich nicht mehr thematisiert werden.
Weitere Ergebnisse zeigen, dass sich viele junge Menschen aktuell psychisch belastet fühlen, aber dennoch ihrem Leben positiv gegenüber stehen. Sie bewältigen die Anforderungen ihres Alltags allerdings leichter, wenn sie durch ihr soziales Umfeld, aber auch durch Ärzt*innen, Sozialarbeiter*innen oder Therapeut*innen unterstützt werden. Die Erforschung von gelingender Unterstützung für Jugendliche und junge Erwachsene nach der Pandemie stellt eine wichtige Forschungsfrage dar, die im Rahmen des Workshops thematisiert wurde.
Prof. Dr. Jürgen Wienands, Sprecher von COFONI, sagte vor Beginn der Veranstaltung: „Wir diskutieren in COFONI darüber, wie wir heute aus medizinischer und soziologischer Perspektive auf die Pandemie schauen. Nicht alles ist in der Pandemie schlecht gelaufen. Eine umfassende Aufarbeitung ist nur gemeinsam und disziplinenübergreifend möglich. Das Forschungsnetzwerk COFONI vereint daher die Disziplinen Medizin und Gesellschaftswissenschaften. Dieser fachübergreifende Forschungsansatz ist ein besonderes Leistungsmerkmal des Netzwerks und in dieser fortgeschrittenen Form bundesweit einmalig.“
Prof. Dr. Berthold Vogel, Co-Vorsitzender des Long-/Post-COVID-Komitees in COFONI: „Wir wollen jenseits einer Bewertung von einzelnen Maßnahmen interdisziplinär fragen, was von der Pandemie bleibt und welche medizinischen und gesellschaftlichen Schlussfolgerungen wir aus der COVID-19-Krise ziehen können. In die Zukunft führen keine Schuldbekenntnisse, sondern ein reflektiertes Verstehen von Handeln und Versäumnissen. Wir sehen tiefgreifende soziale Langzeitwirkungen der Pandemie – ein soziales Long-COVID. In COFONI arbeiten wir an Handlungsempfehlungen für eine krisenfeste und resiliente medizinische und gesellschaftliche Infrastruktur und unterstützen aktiv eine umfassende Aufarbeitung der Pandemie. Es beginnen sich gemeinsame Forschungsstrukturen und -verbünde herauszubilden, die Hoffnung für die Zukunft machen und in die weiter investiert werden muss."
Gefördert wird COFONI durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit 18,7 Millionen Euro zur Erforschung der SARS-CoV-2-Pandemie und seiner Langzeitfolgen.
Weitere Informationen: https://www.umg.eu/cofoni/
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