| Presseinformation Nr. 006 / 2020

Nachruf für Universitätsprofessor (em.) Dr. Dr. Hans-Georg Luhr

Emeritierter Ordinarius für Kieferchirurgie und Direktor der Abteilung Kieferchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen im Alter von 87 Jahren verstorben.

Prof. Dr. Hans-Georg Luhr, emeritierter Direktor der Abteilung Kieferchirurgie der UMG. Foto: umg

(umg) Universitätsprofessor (em.) Dr. med. Dr. med. dent. Hans-Georg Luhr, ehemaliger Direktor der Abteilung Kieferchirurgie im Zentrum Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Göttingen und Emeritus der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen, ist am 8. Dezember 2019 im Alter von 87 Jahren verstorben. Von 1978 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 hatte Prof. Dr. Hans-Georg Luhr den Lehrstuhl für Kieferchirurgie an der Universität Göttingen inne und leitete die Abteilung Kieferchirurgie am Universitätsklinikum Göttingen. Während dieser Zeit engagierte er sich zudem als Mitglied in Kommissionen und Planungsausschüssen in der akademischen Selbstverwaltung der Medizinischen Fakultät. Prof. Dr. Luhr ist Träger der Albrecht-von-Haller-Medaille, der höchsten Auszeichnung, die die Medizinische Fakultät in Göttingen verleiht.

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) trauert um einen sehr engagierten Arzt, begeisterten Hochschullehrer und national wie international beachteten Wissenschaftler. Die Universitätsmedizin Göttingen wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Als Arzt und Wissenschaftler befasste sich Professor Luhr intensiv mit Fragen und Aspekten der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie, unter besonderer Berücksichtigung der Traumatologie sowie der Tumor- und Wiederherstellungschirurgie. Er gilt als einer der Pioniere der Osteosynthese, einem operativen Verfahren zur Behandlung von Knochenbrüchen mit Hilfe von Schrauben, Nägeln, Platten oder Drähten. Während seiner Zeit als Direktor der Abteilung Kieferchirurgie entwickelte Luhr das kleinste Knochenfixationssystem der Welt. Das so genannte „Luhr-Micro-System“ hat einen Schraubendurchmesser von 0,8 Millimetern. Auch die Entwicklung der Plattenosteosynthese zur Behandlung von Gesichtsschädelfrakturen sowie die Therapie von angeborenen Gesichtsfehlbildungen, so genannte Dysgnathien, verschafften ihm in Fachkreisen national wie international große Anerkennung.

Prof. Dr. Hans-Georg Luhr wurde am 7. Juli 1932 in Homberg am Niederrhein geboren. Er besuchte hier das naturwissenschaftliche Gymnasium, an dem er 1952 das Abitur machte. Von 1952 bis 1958 studierte er Humanmedizin in Marburg, München und Bonn und von 1958 bis 1960 Zahnmedizin in Bonn. Nach Beendigung des Zahnmedizinstudiums arbeitete er als Schiffsarzt und leitete eine Zahnstation in Westafrika. Anschließend war er bis 1962 wissenschaftlicher Assistent in der Abteilung Pathologie bei Prof. Dr. Herwig Hamperl am Universitätsklinikum Bonn. Der Einstieg in die Mund-, Kiefer-, Gesichts-Chirurgie erfolgte im Januar 1963 mit dem Beginn der Facharztausbildung. Diese absolvierte er in der Nordwestdeutschen Kieferklinik in Hamburg bei dem damals bedeutenden Kieferchirurgen Prof. Dr. Karl Schuchardt. 1969 wurde Hans-Georg Luhr zum Oberarzt ernannt und im selben Jahr im Fach „Kieferchirurgie“ habilitiert. Für seine Habilitationsschrift „Die Kompressionsosteosynthese bei Frakturen des Unterkiefers“ erhielt er den Martin-Wassmund-Preis der Deutschen Gesellschaft für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Im Jahr 1974 erfolgte seine Ernennung zum Professor an der Universität Hamburg

1978 nahm Professor Luhr den Ruf auf den Lehrstuhl für Kieferchirurgie der Universität Göttingen an und leitete die gleichnamige klinische Abteilung bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000. Während dieser Zeit hat er die Bettenstation der Zahnklinik in eine leistungsfähige, innovative Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie umgestaltet, die das gesamte Spektrum dieses Faches abdeckte. Sein Forschungsschwerpunkt blieb auch hier die Osteosynthese des Gesichtsschädels, die bis in die 1970er Jahre hinein noch kaum etabliert war. Das von ihm entwickelte Plattenosteosynthese-System wurde weltweit unter dem Namen „Luhr-System“ genutzt. Viele Chirurgen aus aller Welt, die Frakturen und Fehlbildungen des Gesichtsschädels behandelten, kamen daher zur Fortbildung auf diesem Gebiet in die Göttinger Universitätsklinik.

Aufgrund seiner Verdienste in der Entwicklung der Osteosynthese des Schädels hielt Prof. Luhr 1987 die „honourable Kazanjian lecture“ der American Society of Maxillofacial Surgeons. Im Jahr 2013 ehrte ihn die Medizinische Fakultät Göttingen als ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet der Kieferchirurgie mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Albrecht-von Haller-Medaille.

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stefan Weller, Telefon 0551 / 39-61020, presse.medizin@med.uni-goettingen.de
www.umg.eu

Folgen Sie uns