| Presseinformation Nr. 128 / 2021

Johannes-Brodehl-Preis 2021 für UMG-Nephrologen

Prof. Dr. Oliver Gross erhält Auszeichnung der Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der pädiatrischen Nephrologie. Der Preis ist mit 8.000 Euro dotiert.

Prof. Dr. Oliver Gross, Klinik für Nephrologie und Rheumatologie, UMG, wurde mit dem Johannes-Brodehl-Preis der GPN geehrt. Foto: umg

(umg) Prof. Dr. Oliver Gross, Oberarzt in der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie (Direktor: Prof. Dr. Michael Zeisberg) an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist von der Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie (GPN) mit ihrer höchsten Auszeichnung, dem Johannes-Brodehl-Preis, ausgezeichnet worden. Er erhielt den Preis für die Konzeption und Durchführung der weltweit ersten Therapiestudie EARLY PRO-TECT Alport-Studie zur Behandlung des Alport Syndroms bei Kindern und Jugendlichen. Prof. Oliver Gross konnte in der klinischen Studie zeigen, dass die vorbeugende Behandlung mit dem ACE-Hemmer Ramipril auch bei Kindern und Jugendlichen mit der erblichen Nierenerkrankung Alport Syndrom sicher und wirksam ist. Als Medikament zugelassen ist der Wirkstoff bisher nur zur Behandlung von Bluthochdruck bei Erwachsenen. Der Johannes-Brodehl-Preis ist mit 8.000 Euro dotiert. Die Verleihung fand virtuell im Rahmen der 52. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie am 2. Oktober 2021 statt.

Das Alport Syndrom ist eine erbliche Erkrankung des Typ IV Kollagens, die zu Augen-, Ohren- und vor allem Nierenschäden führt. Die Vernarbung der Organe beginnt schon im Kleinkindesalter und führt über einen schleichenden Funktionsverlust bis hin zu einem vollständigen Nierenversagen. Unbehandelt müssen die Kinder meist schon im jungen Erwachsenenalter an die Dialyse. Dazu kommt eine massiv eingeschränkte Lebensqualität und eine verkürzte Lebenserwartung. Das Alport Syndrom ist die häufigste genetisch bedingte Nierenerkrankung bei Kindern und Jugendlichen. In Deutschland leiden etwa 1.000 Kinder und mehr als 10.000 Erwachsene an dieser Seltenen Erkrankung.

„Die internationalen Therapierichtlinien zum Alport Syndrom bei Kindern und Jugendlichen konnten aufgrund der Studien-Ergebnisse evidenzbasiert neu formuliert werden“, sagt Prof. Gross. Die Therapieempfehlung für eine Gabe des Wirkstoffs Ramipril gilt nun schon bei Kleinkindern ab zwei Jahren in sehr frühen Krankheitsstadien, also noch vor Ausbruch der Nierenschäden und vor der Vernarbung der Organe. Unbehandelt lag das Alter bei Dialysebeginn früher im Mittel bei 22 Jahren. Die frühe Diagnose kann durch den sehr frühen Therapiebeginn die Dialyse um sehr viele Jahre herauszögern. „Bei vielen Kindern mit weniger schweren Gendefekten (sogenannten Missense-Varianten) bestehe nun sogar die große Hoffnung, die Dialyse durch multimodale Therapie lebenslang verhindern zu können“, sagt Prof. Gross.

Die EARLY PRO-TECT Alport-Studie ist die weltweit erste Therapiestudie zur Behandlung des Alport Syndroms. Sie wurde von Prof. Gross konzipiert und geleitet und vom Studienzentrum der UMG koordiniert. Die Studienmethodik wurde im adaptiven Design durch den leitenden Statistiker Prof. Dr. Tim Friede, Direktor des Instituts für Medizinische Statistik, UMG, an die Besonderheiten bei Kindern mit einer seltenen Erkrankung anpasst. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) förderte die mehr als 6-jährige Studie mit über 1,1 Millionen Euro.

Johannes-Brodehl-Preis

Der Johannes-Brodehl-Preis der Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie e.V (GPN) wird seit 2008 vergeben. Der Preis ist Kindernephrologe*innen gewidmet, die im Bereich der pädiatrischen Nephrologie klinisch-wissenschaftlich arbeiten. Ausgezeichnet werden prospektive, multizentrische klinische Studien (GPN-, GPN-gestützte- oder GPN-Mitgliedsstudien), die seit der letzten Preisverleihung publiziert worden sind. Es werden jeweils der/die Initiator/in und der Motor einer prospektiven, multizentrischen klinischen Studie preisgekrönt. Der Johannes-Brodehl-Preis, gestiftet von der Firma Novo Nordisk, wird alle zwei Jahre auf der Herbsttagung der GPN vergeben und ist mit insgesamt 8.000 Euro dotiert.

Orinalveröffentlichung zur Studie:A multicenter, randomized, placebo-controlled, double-blind phase 3 trial with open-arm comparison indicates safety and efficacy of nephroprotective therapy with ramipril in children with Alport’s syndrome. Erschienen Juni 2020 in dem Fachjournal Kidney International

DOI: https://doi.org/10.1016/j.kint.2019.12.015

 

WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Nephrologie und Rheumatologie
Prof. Dr. Oliver Gross
Telefon 0551 / 39-60488
gross.oliver@med.uni-goettingen.de

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