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Jacob-Henle-Nachwuchspreis 2024 der UMG für Priv.-Doz. Dr. Jäckle

Die Medizinische Fakultät zeichnet Priv.-Doz. Dr. Katharina Blanka Jäckle aus der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) für ihre Forschung und ihr Forschungsprofil aus. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird aus dem Forschungsförderungsprogramm der UMG zur Verfügung gestellt.

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(V.l.n.r.) Prof. Dr. Wolfgang Lehmann, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), Prof. Dr. Jürgen Wienands, Forschungsdekan der UMG, Preisträgerin Priv.-Doz. Dr. Katharina Blanka Jäckle, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie mit dem Schwerpunkt Wirbelsäulenchirurgie in der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der UMG, und Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes, Vorstand Forschung und Lehre der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät. Foto: umg/samer al mhethawi

Priv.-Doz. Dr. Katharina Blanka Jäckle, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie mit dem Schwerpunkt Wirbelsäulenchirurgie in der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), erhält den Jacob-Henle-Nachwuchspreis 2024 der Medizinischen Fakultät an der UMG. Sie wird für ihr hohes wissenschaftliches Engagement und ihre herausragenden klinisch-wissenschaftlichen Erfolge im Bereich der Becken- und Wirbelsäulenchirurgie ausgezeichnet. Erwähnt seien hier insbesondere ihre Forschungen zur Behandlung verletzter Iliosakralfugen, die im Becken das Kreuzbein der Wirbelsäule und den Rumpf verbinden, und in der Diagnostik der Osteoporose, die durch einen schleichenden Abbau der Knochensubstanz gekennzeichnet ist und zu brüchigen Knochen führt. Für diese Forschungsleistungen, ihre zukünftig geplanten Arbeiten zur Entwicklung einer neuartigen Therapie zur Heilung von Knochenfrakturen und ihre umfangreichen Ausbildungs- und Lehrtätigkeiten erhält sie den mit 10.000 Euro dotierten Preis, der aus dem Forschungsförderungsprogramm zur Verfügung gestellt wird.

Mit dem Jacob-Henle-Nachwuchspreis würdigt die Medizinische Fakultät an der UMG in Erinnerung an den Göttinger Anatomen Jacob Henle hervorragende Nachwuchswissenschaftler*innen, die an der UMG forschen und ihre Forschungsergebnisse erfolgreich in Fach-Journalen veröffentlicht haben. Die Forschungskommission der Medizinischen Fakultät wählt dabei aus einer Reihe von Bewerbungen aus, die von klinisch-wissenschaftliche*n Nachwuchswissenschaftler*innen der UMG eingereicht wurden. Zentrale Bewertungskriterien sind die Forschungs- und Lehrtätigkeiten, wichtige Publikationen und der Ausblick auf zukünftige Forschungsaktivitäten.

Die Verleihung des Jacob-Henle-Nachwuchspreises 2024 fand am Montag, dem 24. Februar 2025, im Rahmen der Fakultätsratssitzung der Medizinischen Fakultät in der UMG statt. Prof. Dr. Jürgen Wienands, Forschungsdekan der UMG, überreichte die Urkunde an die Preisträgerin Priv.-Doz. Dr. Katharina Blanka Jäckle. „Wir hatten in diesem Jahr wieder hochkarätige Bewerbungen. Privatdozentin Dr. Katharina Blanka Jäckle ist durch ihre vielfältigen Forschungserfolge in der Becken- und Wirbelsäulenchirurgie sowie ihrer geplanten Forschungsprojekte im Bereich der Therapieentwicklung zur Behandlung von Knochenbrüchen besonders hervorgetreten. Ihr Einsatz bei der Ausbildung des chirurgischen Nachwuchses und ihre Publikationen in internationalen Fachzeitschriften haben die Forschungskommission letztendlich überzeugt“, sagte Prof. Wienands bei seiner Würdigung der Preisträgerin.

Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes, Vorstand Forschung und Lehre der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, fügte hinzu: „Frauen in der Chirurgie sind nach wie vor unterrepräsentiert, daher sind wir stolz, den Preis in diesem Jahr an Privatdozentin Dr. Katharina Blanka Jäckle zu überreichen. Mit ihrer Forschung und den daraus resultierenden chirurgischen Behandlungsansätzen bei Knochenbrüchen und -erkrankungen ist sie nicht nur ein Vorbild für Medizinstudentinnen und angehende Chirurginnen bei uns an der UMG, sondern auch über die regionalen Grenzen hinaus.“

Stellvertretend für die Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie beglückwünschte Klinikdirektor Prof. Dr. Wolfgang Lehmann die Preisträgerin: „Privatdozentin Dr. Katharina Blanka Jäckle war in unserer Klinik von Beginn an in hohem Maße wissenschaftlich engagiert. Dies zeigt sich daran, dass sie sich aufgrund ihrer starken Forschungsleistung bereits vor Abschluss ihrer Ausbildung zur Fachärztin habilitieren konnte. Sie lebt vor, wie erfolgreiches wissenschaftliches Arbeiten neben einer guten klinischen Tätigkeit funktionieren kann. Diese Auszeichnung ist ein Ansporn, nicht nur für sie, sondern auch für unsere anderen klinisch tätigen Chirurginnen und Chirurgen.“

Forschung im Detail
Ein Forschungsschwerpunkt von Priv.-Doz. Dr. Jäckle ist die Früherkennung der Osteoporose, die durch den Abbau der Knochensubstanz gekennzeichnet ist, wodurch die Knochen leichter brechen können. Eine frühzeitige Diagnose der Erkrankung ist daher von Vorteil, um den Patient*innen die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen. Gemeinsam mit ihrem Team verglich sie die Daten aus quantitativen Computertomographien (QCT), einer Standardmethode zur Messung der Knochenmineraldichte, mit Daten aus CT-Untersuchungen, die unter Gabe von Kontrastmittel entstanden. Überprüft werden sollte, ob die kontrastverstärkte CT-Diagnostik, die in der Regel bei schwerstverletzten Patient*innen mit Mehrfachverletzungen (Polytraumata) zum Einsatz kommt, auch für die routinemäßige Knochenmineraldichte-Messung eingesetzt werden kann. Hierzu wurden Wirbelsäulen- und Hüftaufnahmen mit und ohne Kontrastmittel vergleichend ausgewertet. Es konnte gezeigt werden, dass sich die Messwerte beider Methoden deutlich voneinander unterscheiden, welches auf einen Effekt des Kontrastmittels hindeutet. Basierend auf diesen Ergebnissen ist es Priv.-Doz. Dr. Jäckle gelungen, spezifische Umrechnungsfaktoren zu ermitteln, um so eine zuverlässige Messung der Knochenmineraldichte für Wirbelsäule und Hüfte aus Routine-CT-Datensätzen zu errechnen. Eine frühzeitige Erkennung einer Osteoporose anhand dieser Datensätze ist somit nun möglich. Die Studie ist im „Journal of Clinical Medicine” (DOI: 10.3390/jcm12041456) veröffentlicht. 

In einer weiteren Studie wurde untersucht, ob Patient*innen mit Beckenknochenbrüchen nach operativen Eingriffen bestmöglich chirurgisch versorgt werden können, um die Lebensqualität nachhaltig zu optimieren. Das postoperative Gangverhalten nach einer Iliosakralgelenk-Schraubenfixation nach Beckenringfrakturen wurde erstmals mittels einer Ganganalyse gemessen und mit der Bewegung gesunder Personen verglichen. Die Studienteilnehmer*innen wurden mit Sensoren ausgestattet und gebeten, auf einer ebenen Fläche in selbst gewähltem Tempo zu gehen. Standard-Gangparameter sowie dynamische Muster von Gelenkwinkeln und Gelenkmomenten der unteren Extremitäten wurden mit einem computergestützten Programm ermittelt und ausgewertet. Die Ergebnisse zeigten, dass Patient*innen mit Fixierung der Iliosakralgelenke eine deutlich geringere Kraft in der Abstoßbewegung der Füße von einer erhöhten Oberfläche aufwiesen, verglichen mit gesunden Kontrollteilnehmer*innen. Dies zeigt, dass die derzeitige chirurgische Behandlung das Gangbild der*des Patient*in beeinträchtigt und die Lebensqualität beeinflusst. Zudem können sich durch die unnatürliche Bewegung weitere Probleme der Muskulatur ergeben, die Schmerzen verursachen. Diese Aspekte sind insbesondere für Personen relevant, bei denen eine Implantatentfernung nach der Frakturheilung nicht in Frage kommt, wie beispielsweise ältere Patient*innen. Zudem können Gangstörungen auf diese Weise überwacht und für eine individuelle Therapie genutzt werden. Die Ergebnisse sind im „Journal of Clinical Medicine" (DOI: 10.3390/jcm12206470) erschienen. In einer weiterführenden Studie wurde die postoperative Lebensqualität von Patient*innen mit Hüftarthrose untersucht. Ihr Ganganalysemuster wurde in Bezug auf Geh- und Kniebeugebewegungen mit gesunden Personen verglichen. Dieses Mal wurde ein neuartiges Analyse- und Diagnosesystem verwendet, das für die klinische Anwendung sowie die Nachfolgetherapie geeignet ist. Während sich die Ganganalysen in der vorherigen Studie lediglich auf die Beschreibung von Bewegungsmustern konzentrierten, erlaubt das neuartige System einen tieferen Einblick in die individuellen Bewegungsmuster von Menschen, einschließlich der Muskel- und Gelenkbelastungen beim Gehen. Die Ergebnisse zeigen, dass Hüftarthrose-Patient*innen bei der Ausführung von Kniebeugen deutlich eingeschränkter sind und die gesunde Seite einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt ist. Mit Hilfe dieser Ergebnisse können Gangstörungen genau überwacht und analysiert werden. Die Daten können anschließend für eine individuelle Therapie zur Wiedererlangung eines normalen Gangbildes der*des Patient*in eingesetzt werden. Die Studie wurde bei der Fachzeitschrift „Clinical Orthopaedics and Related Research” eingereicht. 

Aktuell forscht Priv.-Doz. Dr. Jäckle an Osteosyntheseplatten. Diese werden mit Schrauben an den gebrochenen Knochenteilen fixiert, damit die Fraktur stabilisiert wird und so wieder zusammenwachsen kann. Ziel ist es herauszufinden, ob eine neuartige Zell-Beschichtung der Osteosyntheseplatten den Heilungsprozess unterstützen und das Einwachsen der Implantate durch beispielsweise Bindegewebe verhindern kann, um die Platten nach erfolgter Frakturheilung möglichst schonend wieder zu entfernen.

Die Preisträgerin
Priv.-Doz. Dr. Katharina Blanka Jäckle, Jahrgang 1985, hat an der Georg-August-Universität Göttingen Humanmedizin studiert und im Jahr 2017 mit Summa cum laude promoviert. Von 2017 bis 2023 war sie Assistenzärztin in der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und habilitierte sich im November 2022 mit ihrer Arbeit „Stabilisierung hinterer Beckenringverletzungen“ noch bevor sie ihre Ausbildung zur Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie im Dezember 2023 für Orthopädie und Unfallchirurgie abschloss. Seitdem ist sie als Fachärztin mit Schwerpunkt Wirbelsäulenchirurgie an der UMG tätig.

Für ihre Forschung hat Priv.-Doz. Dr. Jäckle bereits mehrere Preise erhalten. Im Jahr 2014 mit dem ACTRIMS Educational Grant Award, Boston, Massachusetts, USA, geehrt. Hierbei handelt es sich um ein Bildungsstipendium, welches an Nachwuchsforscher*innen vergeben wird, deren hoch bewertete Abstracts für eine Poster- oder mündliche Präsentation auf dem ACTRIMS-Kongress angenommen wurden. Den mit 5.000 Euro dotierten Winfried-Demary-Poster-Preis des BVOD e.V. der Osteologie Akademie (OSTAK) bekam sie 2021 für ihre Arbeit „Effekt von niedrig dosiertem Östrogen auf die Knochenmineraldichte nach distaler Radiusfraktur bei postmenopausalen Frauen“ und den Nachwuchsförderpreis der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen über 15.000 Euro für ihre Arbeit mit dem Titel „Prospektive Studie zur Ganganalyse nach perkutaner Iliosakralgelenksverschraubung bei hinterer Beckenringsverletzung gemessen durch ComputerMyoGrafie mittels Myonardo“ im Jahr 2022. Den mit 5.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis der Vereinigung für Kinderorthopädie 2024 erhielt sie gemeinsam mit ihren Kolleg*innen der Kinderorthopädie in der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der UMG für die Arbeit „Scoliosis Treatment with Growth Friendly Spinal Implants (GFSI) relates to low Bone Mineral Mass in Children with Spinal Muscular Atrophy“.  

In der Lehre ist Priv.-Doz. Dr. Katharina Blanka Jäckle mit regelmäßigen Vorlesungen betraut, der Betreuung von Studierenden im Praktischen Jahr und Blockpraktika. Zudem unterstützt sie bei der Erstellung von Lehrvideos und betreut das studentische vorklinische Wahlfach „Einführung in die Unfallchirurgie und Orthopädie“. Sie ist Blockpraktikumsbeauftragte, stellvertretende Koordinatorin für das Lehr-Modul M2.3, das Teil des unfallchirurgischen Lehrplans ist, und Prüfungsaufsicht der OSCEs (Objective Structured Clinical Evaluation). Bei OSCEs handelt es sich um Prüfungsformen, in denen neben theoretischem Wissen auch praktische Fähigkeiten und Fertigkeiten wie das Bewältigen ärztlicher Routinen sowie der angemessene Umgang mit Patient*innen geprüft wird. Zudem ist sie an der Ausbildung von Physiotherapeut*innen und Operationstechnischen Assistent*innen (OTA) an der Bildungsakademie der UMG beteiligt.


KONTAKT
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie
Priv.-Doz. Dr. Katharina Blanka Jäckle
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen
Telefon 0551 / 39-64111
katharina.jaeckle(at)med.uni-goettingen.de

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Leitung Unternehmenskommunikation
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