„Herzensangelegenheiten“

Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Thomas Paul, Direktor der Klinik für Pädiatrische Kardiologie, Intensivmedizin und Neonatologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Öffentliche Veranstaltung am Freitag, 8. November 2024, 16:15 Uhr, im Hörsaal 542 der Universitätsmedizin Göttingen.

Bild zur Presseinformation "Herzensangelegenheiten"
Prof. Dr. Thomas Paul, Direktor der Klinik für Pädiatrische Kardiologie, Intensivmedizin und Neonatologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Foto: umg/fskimmel

Prof. Dr. Thomas Paul war vom 1. Oktober 2002 bis zum 30. September 2024 Direktor der Klinik für Pädiatrische Kardiologie, Intensivmedizin und Neonatologie und Universitätsprofessor für Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Unter seiner Leitung hat sich die Klinik zu einer der führenden akademischen Einrichtungen in Europa, speziell im Bereich der interventionellen pädiatrischen Elektrophysiologie zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen bei Kindern, entwickelt. Mit der Vorlesung „Herzensangelegenheiten“ verabschiedet sich Prof. Paul im Wintersemester 2024/25 nach 22 Jahren von der UMG.

Prof. Dr. Jürgen Wienands, Forschungsdekan und Direktor des Instituts für Zelluläre und Molekulare Immunologie der UMG, begrüßt für die Medizinische Fakultät zur Abschiedsvorlesung. Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz, Ehrenvorsitzender des Vereins HERZKIND e.V., ehemaliger Leiter der Abteilung für Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, spricht ein Grußwort. Eine Einführung gibt Prof. Dr. Ingo Kutschka, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der UMG. Die Veranstaltung ist öffentlich und findet am Freitag, dem 8. November 2024, um 16:15 Uhr im Hörsaal 542 der Universitätsmedizin Göttingen, Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen, statt.

Öffentliche Veranstaltung
Abschiedsvorlesung „Herzensangelegenheiten“
Prof. Dr. Thomas Paul, Direktor der Klinik für Pädiatrische Kardiologie, Intensivmedizin und Neonatologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG)
Freitag, 8. November 2024, 16:15 Uhr
Hörsaal 542, Universitätsmedizin Göttingen
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen

 

Medienvertreter*innen sind herzlich willkommen.

In seiner Abschiedsvorlesung möchte sich Prof. Paul für die vielseitige Unterstützung aus allen Bereichen der Universitätsmedizin Göttingen sowie bei allen Mitarbeiter*innen seiner Klinik bei der Bewältigung der vielfältigen Aufgaben in den vergangenen 22 Jahren bedanken. Besonders erwähnenswert ist an dieser Stelle der kürzlich erfolgte Umzug der Kinderintensivstation, der neonatologischen Intensivstation sowie der Neugeborenenstation in das neue Kinder-Intensivmedizingebäude im April dieses Jahres.

Prof. Dr. Thomas Paul, Jahrgang 1957, studierte von 1976 bis 1982 Humanmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und promovierte dort im Jahr 1982. Es folgte ein einjähriger Grundwehrdienst als Truppenarzt sowie eine viermonatige Praxisassistenzzeit in einer internistischen Praxis in Seelze bei Hannover. Von 1984 bis 1990 absolvierte er seine Weiterbildung zum Arzt für Kinderheilkunde an der Kinderklinik der MHH. 1988 ermöglichte ihm ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die Ausbildung in der pädiatrischen Elektrophysiologie am Texas Children’s Hospital in Houston, Texas, USA. In den Jahren 1991 bis 1995 war er Oberarzt in der Abteilung für Pädiatrische Kardiologie und lntensivmedizin der MHH unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz und anschließend, bis 2001, leitender Oberarzt unter der Leitung von Prof. Dr. Gerd Hausdorf.1995 habilitierte er sich an der MHH im Fach Kinderheilkunde und erhielt in demselben Jahr seine Anerkennung zum Facharzt für Kinderheilkunde-Kinderkardiologie. 1998 folgte die Anerkennung seiner Weiterbildung in der Speziellen Pädiatrischen Intensivmedizin und 1999 die Verleihung des Titels eines Außerplanmäßigen Professors für Kinderheilkunde durch die MHH. In den Jahren 2001 und 2002 war er in Charleston, South Carolina, USA, als Associate Professor of Pediatrics an der Medical University of South Carolina sowie als Direktor für Pädiatrische Elektrophysiologie am Children´s Heart Center of South Carolina tätig. Im Oktober 2002 nahm er den Ruf der Universität Göttingen auf die Professur für Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin, verbunden mit der Leitung der damaligen Klinik Pädiatrie III. Im Jahr 2021 erwarb Prof. Paul die Qualifikation für „Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH)“.
 

Entwicklung der Klinik für Pädiatrische Kardiologie, Intensivmedizin und Neonatologie und des Versorgungsangebotes
Die Universitätsmedizin Göttingen war bundesweit die erste Hochschulmedizin, die einen Lehrstuhl für Kinderkardiologie eingerichtet hatte. Mit dem Dienstantritt von Prof. Paul im Oktober 2002 erfolgte eine Neuausrichtung dieses Schwerpunktes in Göttingen. Seither gehören neben der Kinderkardiologie die Kinderintensivmedizin, die Neonatologie sowie die Kinderpneumologie zur Klinik. Die Versorgung von Erwachsenen mit einem angeborenen Herzfehler ist ebenfalls integrativer Bestandteil der Einrichtung.

Alle intensivpflichtigen Kinder werden seitdem auf der Kinderintensivstation der UMG versorgt. Zuvor lagen sie auf fachgebundenen Intensivstationen der Erwachsenenmedizin. Die größte Zahl machten die Kinder nach einem kinderherzchirurgischen Eingriff aus. Hierdurch wurde die Qualität der Versorgung der Kinder deutlich gesteigert.

Forschungsschwerpunkte und klinische Meilensteine
Zu Prof. Pauls Forschungsschwerpunkten gehörte die Untersuchung und Behandlung von Herzrhythmusstörungen im Kindesalter sowie bei Patient*innen aller Altersklassen mit einem angeborenen Herzfehler. Hierzu zählen die invasive elektrophysiologische Diagnostik sowie die Katheterablation. Dieses Verfahren erlaubt im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung die gezielte Verödung von Herzmuskelgewebe, das für die Herzrhythmusstörungen verantwortlich ist. Die Einführung der Hochfrequenzstromkatheterablation in die klinische Routine Anfang der neunziger Jahre war ein großer Durchbruch auch im Bereich der pädiatrischen Elektrophysiologie. Prof. Paul hat bereits im Jahr 1991 an der MHH die erste Katheterablation bei einem 14-Jährigen Jungen durchgeführt. Aufgrund der enormen Fortschritte im Bereich der Elektrophysiologie können Herzrhythmusstörungen heute bei einer großen Zahl von Kindern und auch bei Erwachsenen mit einem angeborenen Herzfehler per Katheterablation erfolgreich behandelt werden. Inzwischen werden diese Eingriffe nahezu ohne Röntgenaufnahmen durchgeführt. Zudem erfolgte die Entwicklung neuer Verfahren zur Versorgung von Kindern und Erwachsenen mit einem angeborenen Herzfehler mit einem Herzschrittmacher und einem implantierbaren Kardioverter-Defibrillator, umgangssprachlich auch „Defi“ genannt.
 

Neben klinischen Fragestellungen in der pädiatrischen Elektrophysiologie wurden Untersuchungen zur Biokompatibilität von medizinischen Implantaten sowie histologische Untersuchungen nach Katheterablation am unreifen Herzmuskel durchgeführt. In Kooperation mit dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und der Klinik für Kardiologie und Pneumologie konnte die kernspintomographische (MRT)-Diagnostik des Herzens und der großen Gefäße für Kinder und Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler etabliert werden. Die Forschungsprojekte befassten sich hier unter anderem mit Funktionsuntersuchungen unter Fahrradergometrie nach der Korrekturoperation von angeborenen Herzfehlern.

Ein weiterer Schwerpunkt in Klinik und Forschung waren der Aufbau sowie die Weiterentwicklung der interventionellen Kinderkardiologie mit dem Angebot des kompletten Spektrums an Katheterinterventionen einschließlich der kathetergestützten Implantation der Lungenschlagaderklappe. Jährlich wurden zuletzt zirka 550 Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt. Die Klinik war an der Entwicklung von Doppelschirmsystemen zum Verschluss von Vorhofscheidewanddefekten maßgeblich beteiligt.

Unter Prof. Pauls Leitung wurde die kinderkardiologische Ambulanz um mehrere Spezialsprechstunden erweitert. Es wurden zudem eine kinderpneumologische Ambulanz und eine Frühgeborenen-Sprechstunde eingerichtet. Jährlich wurden zuletzt zirka 7.500 Patient*innen ambulant untersucht und behandelt. Gemeinsam mit der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der UMG wurde eine Sprechstunde für die vorgeburtliche Diagnostik von angeborenen Herzfehlern sowie eine Schwangerensprechstunde für Frauen mit einem angeborenen Herzfehler eingerichtet.

In der kinderkardiologischen/kinderherzchirurgischen Intensivmedizin wurden die extrakorporale Membran-Oxygenierung (ECMO; System zum vorübergehenden Ersatz der Funktion der Lunge und des Herzens) bei Kindern mit einem Herz-Kreislauf- beziehungsweise einem Lungenversagen sowie der Einsatz von Kunstherzen und der Aufbau eines Herztransplantationsprogramms für Kinder und für Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler etabliert.

Elternverein Gekko und psychosoziale Versorgung
Zusammen mit dem Elternverein GEKKO im Herzkind e.V. konnten wichtige Projekte wie die Ausstattung der Stationen und der Ambulanz mit kindgerechten Spielen, die Musiktherapie und die Anschaffung des Maskottchens Pauli realisiert werden.


KONTAKT
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Leitung Unternehmenskommunikation
Lena Bösch (Pressekontakt UMG)
Von-Siebold-Straße 3, 37075 Göttingen
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