„Den Job würde ich nicht mehr tauschen wollen.“

Patrick Deckers arbeitet in der Cafeteria HOCH[genuss] an der Kasse

Patrick Deckers hat seit seiner Geburt eine Körperbehinderung und sitzt im Rollstuhl. Er hat einen festen Arbeitsvertrag mit der UMG Gastronomie GmbH und viele Mitarbeiter*innen (und sicher auch Patient*innen und Besucher*innen) schätzen seine lockeren Sprüche und gute Laune, mit der er gerne andere ansteckt. Wir haben einmal gut gelaunt nachgefragt …

Wie startete Ihre berufliche Karriere?

„Ich bin hier in Göttingen zur Heinrich-Böll-Schule gegangen – eine Schule für Menschen mit körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen. Dort habe ich auch meinen Schulabschluss gemacht.

Mir war schon relativ schnell klar, dass ich nicht in einer klassischen Werkstatt für Menschen mit Unterstützungsbedarf arbeiten wollte. Deswegen habe ich eine kaufmännische Ausbildung zum Bürofachhelfer absolviert.

Danach war die Berufssuche etwas ernüchternd. Ich war ein Jahr arbeitslos, habe manchmal nicht mal eine Absage auf meine Bewerbung bekommen. Ich glaube, manchmal hat man mir aufgrund meiner angegebenen Behinderung keine Chance gegeben.

Bevor ich dann hier die Stelle angefangen haben, war ich nochmal eine kurze Zeit in einer Physiotherapie-Praxis am Empfang tätig.“

Wie sind Sie dann zur UMG gekommen?

„Meine Mutter arbeitete schon länger für die UMG und hat ihrem damaligen Chef von mir erzählt. Das war 2010. Ich durfte dann ein Praktikum machen. Bereits nach zwei Wochen hat man gemerkt, dass ich gut ins Team passe und meine Aufgaben zufriedenstellend erfülle. Nach kurzer Zeit habe ich dann einen festen Vollzeitvertrag bekommen und den Job würde ich nicht mehr tauschen wollen.“

Patrick Deckers bei der Arbeit

Wie können wir uns Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

„Ich arbeite in der Cafeteria HOCH[genuss] und bin hier fürs Abkassieren zuständig. Mein Tag beginnt morgens um halb acht und geht bis 15 Uhr. Ich sitze hinter der Kasse, gebe die Waren ins System ein und kassiere. Dabei habe ich immer auch mal einen frechen Spruch auf den Lippen (lacht). Wenn an der Kasse mal nichts zu tun ist, unterstütze ich meine Kolleg*innen auch mal beim Auf- oder Einräumen.“

Was ist das Besondere an der UMG?

„Hier ist einfach jeder Tag anders! Auch, wenn aufgrund von Corona gerade nicht die Menge an Besucher*innen bei uns in der Cafeteria ist, so lernt man doch immer wieder neue, interessante Menschen kennen. Schon allein bei über 8.000 Mitarbeiter*innen gibt es jede Menge spannende Geschichten. Die Atmosphäre hier ist einfach besonders. Meine Kolleg*innen sind alle super nett. Auch wenn es abgedroschen klingen mag, hier ist ein Stück meiner Familie - nicht nur, weil meine Mama hier arbeitet.“

Haben Sie schon Situationen erlebt, die schwierig sind?

„Ich habe damals einen höhenverstellbaren Rollstuhl von der Agentur für Arbeit erhalten. Das macht vieles schon um einiges leichter. Gerade, wenn mal etwas weiter oben eingeräumt oder herausgeholt werden muss. Das waren so Situationen, in denen man anfangs kleinere Probleme hatte. Wenn ich mittlerweile bei etwas Hilfe benötige, frage ich ganz gezielt. Das kommt aber wirklich selten vor.

Aufgrund meiner Einschränkung habe ich hier in der UMG aber noch nie diskriminierende Erfahrungen gemacht. Nach einer anfänglichen Zurückhaltung merken die meisten recht schnell, dass die Berührungsängste unbegründet sind. Zur Zeit müssen sich ja alle Personen, die in der Cafeteria etwas verzehren möchten und nicht Mitarbeiter*innen der UMG sind, über die Luca-App registrieren oder einen Zettel ausfüllen. Dabei gibt es ab und zu kleinere Diskussionen. Aber wenn man ruhig erklärt, warum dies oder eine Maske notwendig ist, kam bisher immer die Einsicht.“

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

„Ich merke immer wieder, dass das Thema "Behinderung" bestimmte Assoziationen hervorruft. Dabei sind auch wir Menschen mit Behinderung so unterschiedlich, wie jeder andere Mensch auch. Behinderung ist nicht gleich Behinderung. Ich würde mir daher wünschen, dass die Gesellschaft offener wird für Menschen wie mich.

Dass es uns in manchen Situationen nicht so schwer gemacht wird – wie z.B. bei der Arbeitssuche – und uns dann erstmal eine Chance eingeräumt wird, bevor man sich ein Urteil bildet.“

Möchten Sie jemandem danken?

„Ich glaube an dieser Stelle möchte ich meinen Eltern danken, die mich immer gefordert und gefördert haben. Sie haben mir trotz meiner Einschränkung gezeigt, dass man für bestimmte Dinge einstehen und arbeiten muss. Sie haben mich einfach nicht in Watte gepackt, sondern mich immer wie ein ganz „normales" Kind behandelt. Nur deswegen bin ich wahrscheinlich hier und kann mein Leben so selbstständig führen, wie ich das im Moment tue. Danke!“

Danke, Patrick Deckers, dass Sie uns Einblicke in Ihren Arbeitsalltag und die Besonderheiten gegeben haben, die Sie gar nicht als so besonders ansehen. Wir sagen ... bis zum nächsten Kaffee und danke für Ihre ansteckende gute Laune!

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