| Presseinformation Nr. 104 / 2022

Prof. Alexander Flügel erhält Sobek-MS-Forschungspreis 2021

Europaweit größter Forschungspreis auf dem Gebiet der Multiple-Sklerose-Grundlagenforschung geht an Neuroimmunologen und Multiple-Sklerose-Grundlagenforscher der Universitätsmedizin Göttingen.

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Sobek Forschungspreis 2021: (v.l.) Laudator und Ministerialdirektor Dr. Hans J. Reiter, Sobek Forschungspreisträger 2021 Prof. Dr. Alexander Flügel. Foto: © AMSEL e.V. / Frank Eppler

(umg) Die Roman, Marga und Mareille Sobek Stiftung hat Prof. Dr. Alexander Flügel, Professor für Neuroimmunologie und Direktor des Instituts für Neuroimmunologie und Multiple-Sklerose-Forschung der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), mit ihrem Forschungspreis 2021 ausgezeichnet. Der Preis ist mit einer Dotierung von 100.000 Euro die europaweit höchste Auszeichnung auf dem Gebiet der Multiple-Sklerose-Grundlagenforschung. Prof. Flügel erhält den Forschungspreis für seine herausragenden wissenschaftlichen Beiträge in der MS-Grundlagenforschung. Die Preisverleihung fand in Zusammenarbeit mit AMSEL e.V. (Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG) und DMSG-Bundesverband sowie unter Schirmherrschaft des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg am 29. Juli 2022 in Stuttgart statt.

Einblicke in das Immungeschehen direkt am Entzündungsort

Die Sobek Stiftung würdigt Prof. Dr. Alexander Flügel als international anerkannten Experten in der Grundlagenforschung zur Immunpathogenese der Multiplen Sklerose. Mit seinen bahnbrechenden Ansätzen zur Intravitalmikroskopie habe er die Voraussetzungen zur direkten Beobachtung von neuroinflammatorischen Prozessen im zentralen Nervensystem (ZNS) geschaffen: Dazu markierte er antigenspezifische T-Zellen mit einem grün fluoreszierenden Protein, um sie im lebenden Organismus beim Eintritt ins ZNS sichtbar zu machen. In Kombination mit der 2-Photonen-Mikroskopie sei es ihm als erstem gelungen, die Navigationsmuster von pathogenen T-Zellen bis zur Überwindung der Blut-Hirn-Schranke in vivo am Modell darzustellen. So konnte Prof. Flügel die Bewegung von pathogenen T-Zellen entlang der Hirnhäute und die molekularen Regeln hinter diesem krankheitsrelevanten „T-Zell-Verkehr“ charakterisieren. Erstaunlich sei auch seine Entdeckung, dass autoaggressive T-Zellen fast mühelos durch das dichte Nervengewebe manövrieren können, bis sie auf lokale Makrophagen treffen und von diesen aktiviert werden. Dies führt zu einer immunologischen Kettenreaktion, die den eigentlichen Beginn der Krankheit markiert. Seine Methode erlaubt damit den direkten Blick auf das Geschehen an den Entzündungsorten im ZNS.

Die vielfältigen Erkenntnisse von Prof. Flügel hätten zu einer neuen Sichtweise der Immunpathogenese der MS geführt: Multiple Sklerose müsse als systemischer Prozess angesehen werden und nicht nur als eine auf das Zentralnervensystem begrenzte Immunreaktion. Seine Forschungsergebnisse bieten das Potenzial, die Stadien der Krankheitsprozesse differenzierter zu definieren und damit therapeutisch effizienter zu beeinflussen.

Ministerialdirektor Dr. Hans J. Reiter, Amtschef des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, würdigte die Leistung von Prof. Flügel in seiner Laudatio: „Ihre Arbeiten sind wichtige Puzzleteile, um die Krankheit Multiple Sklerose, ihre Entstehung und ihre Mechanismen zu erkennen und zu verstehen. Auf Ihrer Arbeit, auf den Ergebnissen Ihrer Forschungen ruht die Hoffnung von 2,5 Millionen MS-Kranken weltweit, die heute noch mit der unberechenbaren Erkrankung leben müssen. Auch dank Ihrer Forschungen wird diese Krankheit hoffentlich eines Tages heilbar sein. Die Verleihung des Sobek Forschungspreises für Ihre Lebensleistung unterstreicht die Bedeutung Ihrer Forschung und Ihrer herausragenden wissenschaftlichen Arbeit und unterstützt mit dem Preisgeld Ihr weiteres Engagement."

Über Alexander Flügel

Prof. Alexander Flügel, 1965 in Erlangen geboren, studierte Medizin in München und wurde dort in Physikalischer Chemie und Zellbiologie mit Auszeichnung promoviert. Sein Schwerpunkt wurde ab 1994 die Neuroimmunologie am Max-Planck-Institut für Neurobiologie. Nach zwei klinischen Jahren wechselte er ganz in die Grundlagenforschung und leitete das Labor für zelluläre und molekulare Neuroimmunologie in Martinsried. Seit 2008 ist er Direktor des Instituts für Neuroimmunologie und MS-Forschung der Universitätsmedizin Göttingen. Er veröffentlicht seine Arbeiten in den renommierten internationalen Fachzeitschriften und engagiert sich europaweit auf Leitungsebene in zahlreichen wissenschaftlichen Gremien. Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert seine Forschung zur Multiplen Sklerose seit 2021 mit einem Advanced Grant. Darüber hinaus erhielt Prof. Flügel umfangreiche Forschungsmittel und ist in zahlreiche Verbundprojekte eingebunden.

Über die Roman, Marga und Marielle Sobek Stiftung

Mit dem Sobek Forschungspreis der Stiftung aus Renningen, Baden-Württemberg, werden seit dem Jahr 2000 jährlich richtungsweisende Leistungen von Wissenschaftler*innen an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Bereich der Multiplen Sklerose und der dazugehörenden Grundlagenforschung ausgezeichnet. Entscheidungskriterien sind allein Qualität und Exzellenz der Forschungsleistung. Es kann sowohl eine außerordentliche wissenschaftliche Einzel- als auch eine Gesamtleistung gewürdigt werden. Darüber hinaus kann ein Nachwuchspreis verliehen werden. Die Sobek Stiftung verleiht ihren Forschungspreis auf Vorschlag eines wissenschaftlichen Beirates in Zusammenarbeit mit der AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V. und der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. (DMSG). Die Schirmherrschaft für die Preisverleihung hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg.

zur Pressemitteilung von AMSEL e.V.: https://www.amsel.de/amsel-ev/presse/pressemeldungen/renommierte-preise-fuer-multiple-sklerose-forschung-verliehen/

In diesem Video erklärt der Sobek-Preisträger 2021 Prof. Alexander Flügel, welche Rolle die Lunge bei MS  hat: https://www.amsel.de/multiple-sklerose-news/amsel-aktuell/autoaggression-im-gehirn/

zur Sobek Stiftung:https://www.deutsches-stiftungszentrum.de/stiftungen/roman-marga-und-mareille-sobek-stiftung

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose Forschung
Prof. Dr. Alexander Flügel
Von-Siebold-Straße 3a, 37075 Göttingen
Telefon 0551 / 39-61158
fluegel(at)med.uni-goettingen.de

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