| Presseinformation Nr. 141 / 2022

Jeder kann im Notfall helfen: Prüfen. Rufen. Drücken

Das Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen wirbt für die Laien-Reanimation. Ersthelfer in Knutbühren retten ihrer Bekannten Kerstin Schrader das Leben, weil sie die drei Schritte „Prüfen-Rufen-Drücken“ befolgen und einen öffentlich zugänglichen Defibrillator (AED) nutzen.

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Patientin Kerstin Schrader, Ersthelfer Jutta Schmidt und Bernd Klinge mit Notarzt Dr. Maximilian Euler (v.l.n.r.) auf der kardiologischen Intermediate Care-Station 1025. Bild: umg/HZG

(umg) Jutta Schmidt hat sofort gehandelt, als ihre Freundin Kerstin Schrader plötzlich auf ihrem Sofa einen Kreislaufzusammenbruch bekommt. Weder Puls noch Atem konnte sie fühlen. Sie setzte den Notruf 112 ab und rief ihren Partner Bernd Klinge zu Hilfe. Gemeinsam legten sie Kerstin Schrader auf den festen Boden und begannen unverzüglich mit der Herzdruckmassage. „Während der gesamten Zeit hat uns der professionelle Helfer der Notruf-Leitstelle über das Telefon angeleitet und unterstützt. Das war eine sehr große Hilfe“, sagt Jutta Schmidt. Während Klinge die Herzdruckmassage durchführte, holte Schmidt einen Defibrillator. Ein solcher „automatisierter externer Defibrillator“ (AED) war nur wenige Wochen zuvor am Feuerwehrhaus in Knutbühren angebracht worden. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das einen kontrollierten Stromstoß abgibt und bei plötzlichem Herzstillstand zur Wiederbelebung eingesetzt wird. Die beiden Ersthelfer brachten die zwei Elektroden des Defibrillators auf dem Oberkörper ihrer Freundin an. So konnte das Gerät das Problem diagnostizieren und den lebensrettenden Schock absetzen.

„Als wir mit dem Rettungshubschrauber Christoph 44 in Knutbühren eintrafen und die Patientin untersuchten, hatte sie bereits wieder einen Spontankreislauf und atmete selbstständig“, sagt Dr. Maximilian Euler, Notarzt und Facharzt der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Göttingen. Das Rettungsteam brachte Kerstin Schrader direkt in das Herzkatheterlabor des Herzzentrums der UMG. Danach wurde sie auf der kardiologischen Intermediate Care-Station 1025 behandelt. „Die Ersthelfermaßnahmen und der Einsatz des AED haben Frau Schrader das Leben gerettet“, sagt Dr. Euler.

In Stadt und Landkreis Göttingen wurden in den letzten Monaten zahlreiche AED an öffentlichen Orten installiert. „Für die Feuerwehr Göttingen ist es wichtig, dass die Beschaffung und der Standort des Defibrillators über ein Formular bei uns gemeldet werden, damit Ersthelfer*innen auf unsere Anweisung hin schnell agieren können“, betont Frank Gloth, Leiter der Feuerwache am Klinikum und Pressesprecher der Feuerwehr Göttingen. Die AED sind durch ein grünes Schild erkennbar, auf dem ein weißes Herz mit Blitz dargestellt ist. „Die Anwendung des AED ist einfach und lässt sich durch die schrittweise Anleitung des Geräts leicht umsetzen, auch wenn man das noch nie zuvor gemacht hat“, sagt Ersthelferin Jutta Schmidt.

HINTERGRUND

Jedes Jahr erleiden in Deutschland mindestens 50.000 Menschen einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Nur zehn Prozent überleben ein solches Ereignis, denn nur in knapp 40 Prozent der Fälle beginnen Laien mit einer Wiederbelebung (Reanimation). Die Überlebenschance könnte sich deutlich erhöhen, wenn mehr Menschen unverzüglich mit den Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen würden.

Ein Leben zu retten, kann einfach sein: Prüfen – Rufen – Drücken! Also: 1. Prüfen: Ist eine Person ansprechbar und atmet sie noch? 2. Notruf absetzen oder absetzen lassen. 3. Mit der Herzdruckmassage beginnen und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft. Dadurch wird die Blutversorgung der lebenswichtigsten Organe bis zum Eintreffen professioneller Hilfe gesichert. Denn das Schlimmste ist, nichts zu tun. Jeder kann ein Leben retten!

Weitere Informationen und einen kurzen Film über die Rettung von Kerstin Schrader finden Sie hier: herzzentrum.umg.eu/einlebenretten/ 

Öffentliche Vortragsreihe „Herztöne“ des Herzzentrums Göttingen

Priv.-Doz. Dr. Markus Roessler, Leitung Notfallmedizin, Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), referiert zum Thema „Prüfen. Rufen, Drücken: Laienreanimation kann jeder“. Das Lehr- und Simulationszentrum der Klinik für Anästhesiologie lädt in diesem Rahmen auch zu Wiederbelebungstrainings an Simulationspuppen ein. Die Veranstaltung findet am Dienstag, 4. Oktober 2022, ab 18:00 Uhr im StartRaum Göttingen, Friedrichstraße 3-4, 37073 Göttingen, statt. Eine Anmeldung ist erforderlich (E-Mail: herzzentrum@med.uni-goettingen.de, Telefon 0551 / 39-65348 und -65349).

 

WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Öffentlichkeitsarbeit Herzzentrum, Telefon 0551 / 39-65348
herzzentrum(at)med.uni-goettingen.de

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