| Presseinformation Nr. 006 / 2021

UMG sammelt Daten, Biomaterial von COVID-19-Patient*innen und schafft zentrale Infrastruktur für die nationale COVID-19-Forschung

Studienteam der Universitätsmedizin Göttingen startet mit der Aufnahme von Patient*innen der UMG in nationale, prospektive Kohortenstudie im Nationalen Pandemie Kohorten Netz (NAPKON) des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM). Daten von Patient*innen aus Göttingen fließen in die nationale Plattform von NAPKON ein. Zentrale Plattform CODEX zur Speicherung von NAPKON-Daten entsteht an der UMG.

(v.l.) Prof. Dr. Sabine Blaschke, Ärztliche Leitung der Zentralen Notfallaufnahme der UMG, und verantwortlich für die wissenschaftliche Gesamtkoordination der UMG-Beteiligung an der sektorenübergreifenden NAPKON- Kohorte. Foto: umg/fskimmel. Prof. Dr. Dagmar Krefting, Leiterin des Instituts für Medizinische Informatik, UMG, und verantwortlich für den Aufbau der zentralen Datenplattform für die NAPKON-Daten. Foto: umg

(umg) Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) ist beteiligt an der Sammlung von Daten und Bioproben von COVID-19-Patient*innen für die „sektorenübergreifende Kohorte“ im Nationalen Pandemie Kohorten Netz (NAPKON) des nationalen Netzwerks Universitätsmedizin (NUM). In diese Kohorte gehen bundesweit Daten von SARS-CoV-2-infizierten Patient*innen ein, die stationär oder ambulant in universitären und nicht-universitären Krankenhäusern und Arztpraxen aufgenommen sind oder behandelt werden. Klinische Daten von insgesamt 10.000 SARS-CoV-2-infizierten Patient*innen plus die Daten von 2.000 Menschen ohne COVID-19-Infektion als Kontrollgruppe werden dafür seit November 2020 bundesweit standardisiert erhoben, erfasst und dokumentiert.

In weiteren Kohorten mit anderer Zusammensetzung, der sog. hochauflösenden und einer populationsbasierten Kohorte, sollen weitere 20.000 mit einer SARS-CoV-2-Infektion sowie 4.000 Personen aus einer Kontrollgruppe aufgenommen werden. Dafür arbeiten alle deutschen Universitätskliniken und viele weitere Partner im Gesundheitswesen zusammen. Alle Daten dieser Kohorten werden in einer zentralen Daten-Plattform am Institut für Medizinische Informatik der UMG gespeichert, die Vorbereitungen dafür laufen an der UMG bereits seit August 2020 auf Hochtouren.

„Das positive Votum der Ethikkommission der UMG liegt vor. Anfang Januar haben wir damit begonnen, geeignete Patient*innen für die sektorenübergreifende NAPKON- Kohorte auszuwählen“, sagt Prof. Dr. Sabine Blaschke, Ärztliche Leitung der Zentralen Notaufnahme (ZNA) der UMG und verantwortlich für die wissenschaftliche Gesamtkoordination an der UMG. „Für die Studie werden wir nicht nur während des Krankenhausaufenthaltes klinische Daten von COVID-19-Patient*innen dokumentieren und Bioproben, wie Blut, Abstriche und Urin, sammeln, sondern auch die Patient*innen nach ihrer Entlassung über einen Zeitraum von einem Jahr weiterbeobachten. Dadurch können wir neue Erkenntnisse zu den Langzeitfolgen der Erkrankung gewinnen“.

Aus der UMG fließen Daten und Bioproben von zunächst 50 SARS-CoV-2-infizierten Patient*innen, die hier in stationärer oder ambulanter Behandlung sind, in die sektorenübergreifende Kohorte von NAPKON ein. Die wissenschaftliche Gesamtkoordination an der UMG und leitende Prüfärztin ist Prof. Dr. Sabine Blaschke, ärztliche Leitung der Zentralen Notaufnahme der UMG. Beteiligt sind zudem die Kliniken für Anästhesiologie (Prof. Dr. Onnen Mörer), für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie (Priv.-Doz. Dr. Ahmed Amanzada) sowie für Nephrologie und Rheumatologie (Prof. Dr. Oliver Groß). Unterstützt wird das UMG-Studienteam unter anderem von dem UMG-Labor (Priv.-Doz. Dr. Julie Schanz) und der Zentralen Biobank der UMG (Priv.-Doz. Dr. Sara Y. Nußbeck)

Voraussetzung für eine Teilnahme an der NAPKON-Studie ist eine schriftliche Einverständniserklärung, aktuell ein Alter von über 18 Jahren und eine nachgewiesene COVID-19-Infektion. Die Ausweitung der Studie auf Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist in Vorbereitung.

Studieninfrastruktur und Aufbau der Nationalen Forschungsdatenplattform

Um kurzfristig den Start der Kohorten zu ermöglichen, werden die Daten zunächst in der Forschungsinfrastruktur des Deutschen Zentrums für Herz- und Kreislaufforschung (DZHK) gesammelt. Die klinischen Daten der Teilnehmer*innen werden zu diesem Zweck im Studiensystem des Instituts für Medizinische Informatik der UMG zentral gespeichert. Seit August 2020 arbeiten die Mitarbeiter*innen im Bereich Klinische Verbundforschung des Instituts auf Hochtouren, um die Fragebögen zu digitalisieren und die sichere Verknüpfung von klinischen Daten, Bilddaten und Bioproben zu ermöglichen.

„Im Vergleich zu einer üblichen Studie werden hier sehr viele Informationen über die Teilnehmer*innen erhoben. Die sektorenübergreifende Plattform dokumentiert über 2.000 einzelne Datenpunkte, in der hochauflösenden Plattform werden es über 4.000 sein“, sagt Prof. Dr. Dagmar Krefting. „Außerdem sind über 200 dateneingebende Zentren geplant, für alle müssen Nutzerzugänge eingerichtet und abgesichert werden“, ergänzt Prof. Krefting. Darüber hinaus ist das Institut für Medizinische Informatik der UMG auch für die Annahme von Nutzungsanträgen und – bei Freigabe durch das wissenschaftliche Komitee – für die Herausgabe der Daten für Forscher*innen zuständig.

Zukünftig sollen die Daten in einer eigenen Forschungsdatenplattform CODEX (Covid Data Exchange) des NUM verfügbar gemacht werden. Durch die Anbindung der im Rahmen der Medizininformatikinitiative aufgebauten Datenintegrationszentren sollen zukünftig die wichtigsten Daten der COVID-19 Patient*innen – der sogenannte GECCO-Datensatz – aus den Krankenhausinformationssystemen in einer zentralen Plattform zusammengeführt werden. Damit werden zwar nicht so detaillierte Informationen wie bei den Kohorten erhoben, es können aber mehr Patient*innen erfasst und insbesondere auch zeitnah Veränderungen im Verlauf und auch in der Behandlung von COVID-19 analysiert werden. Dies ist besonders wichtig, um die aktuelle Versorgungssituation kurzfristig bewerten zu können, aus der sich wiederum oft zeitkritische Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie ergeben. Auch hier ist das Institut für Medizinische Informatik der UMG an der Entwicklung beteiligt: Die Daten werden in Göttingen liegen. Die Infrastruktur für die zentrale Plattform wird von der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG) bereitgestellt.

Nationales Pandemie Kohorten Netz (NAPKON)

Das Nationale Pandemie Kohorten Netz (NAPKON) führt in wissenschaftlichen Studien klinische Daten, Bioproben und Bildgebungsdaten in Deutschland zusammen und schafft damit die Grundlage für ein besseres Verständnis des Krankheitsverlaufs bei COVID-19 und die Erforschung möglicher Therapien. NAPKON ist eng verzahnt mit dem Aufbau der Nationalen Forschungsdatenplattform. Auf der Grundlage eines Kohortenkonzepts werden alle notwendigen Daten über einheitliche Datensatzdefinitionen in der (geplanten) gemeinsamen Forschungsdatenplattform zusammengeführt. Auch für die Bioproben wurde ein einheitliches Basis-Bioproben-Programm definiert. Ziel der sektorenübergreifenden Plattform ist es, eine umfangreiche und harmonisierte Daten- und Bioprobensammlung bereit zu stellen für Forscher*innen aus nationalen Konsortien und für die Teilnahme an internationalen Forschungskooperationen zur Erforschung der COVID-19-Erkrankung und zukünftiger Pandemien.

Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin zu COVID-19

Um die Corona-Pandemie zu bewältigen und darüber hinaus nachhaltige Strukturen zur Bewältigung von Pandemien zu schaffen, haben sich alle 36 Universitätskliniken bundesweit zum nationalen Forschungsverbund „Netzwerk Universitätsmedizin“ (NUM) zusammengeschlossen.

Den Aufbau des nationalen Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit April 2020 für ein Jahr bis Ende 2021 mit 200 Mio. Euro. Eine weitere Anschlussförderung bis 2024 in Höhe von 240 Mio. Euro für den weiteren Ausbau des Netzwerks Universitätsmedizin ist durch den Bundestag beschlossen. Die zentrale Koordinierung des Netzwerks liegt bei der Nationalen Task Force in Berlin und bei der Koordinierungsstelle an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. An allen 36 beteiligten Universitätsklinika wurde eine Lokale Task Force eingerichtet, die die Maßnahmen des Netzwerks Universitätsmedizin an ihrem Standort koordiniert. An der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) leitet Prof. Dr. Ralf Dressel seit Mai 2020 die Lokale Task Force.

Weitere Informationen zum Nationalen Pandemie Kohorten Netz (NAPKON): https://napkon.de

Weitere Informationen zum Netzwerk Universitätsmedizin (NUM)https://www.netzwerk-universitaetsmedizin.de/

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität

NUM Projekte mit UMG-Koordination oder -Beteiligung
Lokale Task Force an der UMG
Leitung: Prof. Dr. Ralf Dressel
Stabsstelle Forschungsnetzwerk UMG
Von-Bar-Straße 2/4, 37075 Göttingen
Telefon 0551 / 39-61044, ralf.dressel(at)med.uni-goettingen.de

Sektorenübergreifende Plattform NAPKON
wissenschaftliche Gesamtkoordination an der UMG und leitende Prüfärztin
Prof. Dr. Sabine Blaschke
Ärztliche Leitung Zentrale Notaufnahme
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen
Telefon 0551 / 39-68910, sabine.blaschke@med.uni-goettingen.de

Forschungsdatenplattform CODEX
Prof. Dr. Dagmar Krefting
Institut für Medizinische Informatik
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen
Telefon 0551 / 39-61500, mi.leitung@med.uni-goettingen.de

Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stefan Weller, Telefon 0551 / 39-61020
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Von-Siebold-Str. 3, 37075 Göttingen
www.umg.eu

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