Heart & Brain Center Göttingen (HBCG)

Aktuell sind etwa 350.000 und damit rund 40 % aller Todesfälle in Deutschland im Jahr auf Herz-Kreislauf- sowie neurologische und neuro-muskuläre Erkrankungen zurückzuführen. Die klinische und gesellschaftliche Relevanz dieser Erkrankungen ist somit erheblich, insbesondere angesichts der demographischen Entwicklung. Bei neurodegenerativen Erkrankungen wird in den nächsten Jahren eine deutliche Zunahme erwartet.

Trotz dieser relevanten Problematik fehlen bisher die strukturellen Voraussetzungen für systematische, interdisziplinäre, grundlagenwissenschaftliche und klinische Untersuchungen. Grund dafür ist die strikte fachliche und räumliche Trennung von Kardiologie und Neurologie sowohl bei der Diagnostik und Behandlung der Krankheitsbilder als auch bei der entsprechenden Forschung.

Das Heart & Brain Center Göttingen (HBCG) der Universitätsmedizin Göttingen wird in einem eigens dafür errichteten Forschungsgebäude die gegenseitigen Abhängigkeiten und 3 gemeinsamen Mechanismen von Herz-Kreislauf- sowie neurologischen und neuro-muskulären Erkrankungen erforschen. Während die bisherige Kooperation zwischen Neurologie und Kardiologie in Göttingen überwiegend interdependente Krankheitszusammenhänge auf Organebene betrachtet haben (z.B. Schlaganfall bei Vorhofflimmern), sollen im HBCG insbesondere identische Mechanismen (z.B. Mutationen oder metabolische Störungen) und transdependent wirksame Faktoren (z.B. die systemische Beeinflussung der Organfunktionen) untersucht werden.

Das Graduiertenkolleg (GRK) 2824 "Herz- und Hirnkerankungen: Integrative Forschung über Organgrenzen hinweg", angesiedelt am Heart & Brain Center Göttingen, wird von April 2023 an von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Das Graduiertenkolleg zielt darauf ab, den organübergreifenden Ansatz durch integrative Spitzenforschung auf dem Gebiet der Herz- und Hirnerkrankungen in Kombination mit einer hochkarätigen Ausbildung von Doktorand*innen der Naturwissenschaften und Medizin auszubauen. 

Visualisierung Heart & Brain Center Göttingen (HBCG), 11/2018

Ziele des Neubaus

Das neue Gebäude HBCG verbindet eine bislang so noch nicht existierende gemeinsame Forschungsinfrastruktur. Hier sollen organübergreifende Ursachen von häufigen Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems und des Nervensystems erforscht werden. Ziel ist es, mit dem neuen Gebäude zwei der Forschungsschwerpunkte der Universitätsmedizin Göttingen, Herz-Kreislauf-Medizin und Neurowissenschaften, räumlich zusammenzuführen, um gemeinsam das komplexe Zusammenwirken von Herz und Gehirn zu erforschen. Der parallele Blick auf Herz und Gehirn verspricht auch deshalb einen hohen Erkenntnisgewinn, weil beide Systeme grundlegende molekulare und funktionelle Gemeinsamkeiten aufweisen. Unklar ist bislang noch, welche Mechanismen diesen Wechselwirkungen zugrunde liegen. Ein wichtiges Ziel ist zudem die translationale Forschung: Resultate aus der Grundlagenforschung sollen möglichst schnell in die klinische Erprobung gebracht werden und der Behandlung von Patient*innen zur Verfügung stehen.

Wer forscht im HBCG?

Das HBCG verknüpft die in Göttingen ausgewiesene wissenschaftliche, krankheitsorientierte Expertise in der Neurologie, der Skelettmuskelforschung und der Kardiologie mit der Methodenkompetenz u.a. der Biologie und den molekularen Biowissenschaften, der Bildgebung und Informatik, der Physik, der Pharmakologie und Humangenetik. Im HBCG erfolgen somit erstmalig systematische experimentelle, theoretische und klinische Untersuchungen von Faktoren für Erkrankungen der drei Organsysteme. Dabei stehen die Identifizierung und Validierung von diagnostischen Prädispositions- und Prognosemarkern im Mittelpunkt des transdisziplinären Forschungsansatzes. Darüber hinaus werden neue Präventions-Maßnahmen evaluiert sowie Therapietargets identifiziert und Therapieprinzipien entwickelt. Der entstehende Forschungsbau strebt die Auflösung der strikten fachlichen und räumlichen Trennung von Kardiologie und Neurologie an und ermöglicht ein integratives experimentelles und translationales Forschungskonzept.

Wie ist das Gebäude aufgebaut?

Das HBCG hat vier Geschosse und eine Hauptnutzfläche von 3.450 Quadratmetern. Auf etwa 1.000 Quadratmetern dieser Fläche werden 26 Labore untergebracht. Das Raumprogramm für die Forschung umfasst neben biochemischen Laboren Zellkulturlabore, Mikroskopie- und Optiklabore. Dazu kommen 23 Büroarbeitsräume und zwei Konferenzräume. Für die Untersuchung und Behandlung von Patient*innen im Rahmen der Forschungsvorhaben stehen 700 Quadratmeter zur Verfügung. Das Gebäude wurde als Stahlbeton-Skelettbau mit Flachdecken erstellt. Im Erdgeschoss gibt es einen eigenen Forschungs-MRT. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die Forschungsarbeit mit höchstauflösenden Mikroskopen (STED-Mikroskopie). Deshalb wurden die Fundamente des neuen Forschungsgebäudes so konzipiert, dass keine störende Schwingungen auftreten können. 

Wie wird der Bau finanziert?

Die Kosten für das neue Forschungsgebäude in Höhe von etwa 38 Millionen Euro tragen das Land Niedersachsen und der Bund. Der Bund beteiligt sich mit rund 15,5 Millionen Euro an der Finanzierung, das Land Niedersachsen trägt einen Anteil von rund 22 Millionen Euro. 33,11 Mio. Euro der Gesamtbausumme entfallen auf die Baukosten, 4,82 Mio. Euro auf die Erstausstattung des Gebäudes einschließlich der Großgeräte.

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