| Presseinformation Nr. 030 / 2019

Nachruf für Universitätsprofessor Dr. Dietrich Harder

Emeritierter Ordinarius für Medizinische Physik und Biophysik, Direktor der ehemaligen Abteilung Medizinische Physik und Biophysik der Universitätsmedizin Göttingen im Alter von fast 89 Jahren verstorben.

(umg) Universitätsprofessor Dr. phil. nat. Dietrich Harder, ehemaliger Direktor der einstigen Abteilung Medizinische Physik und Biophysik an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist am 10. Februar 2019, kurz vor Erreichen seines 89. Lebensjahres verstorben. Von 1974 bis zu seinem Ruhestand 1999 hatte Prof. Dr. Dietrich Harder den Lehrstuhl für Medizinische Physik und Biophysik an der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen inne und leitete die Abteilung Medizinische Physik und Biophysik.

Neben seiner Tätigkeit als Wissenschaftler und Hochschullehrer war Prof. Harder in Gremien der Medizinischen Fakultät aktiv. Er gehörte unter anderem dem Sachverständigenbeirat für die Wissenschaftlichen Werkstätten an und nahm viele Jahre die Aufgaben des Strahlenschutzbevollmächtigten für das Universitätsklinikum Göttingen wahr.

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) trauert um einen äußerst engagierten, national wie international anerkannten Wissenschaftler und begeisterten Hochschullehrer. Die Universitätsmedizin Göttingen wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Prof. Dr. Dietrich Harder wurde am 11. Februar 1930 in Stettin geboren. Er studierte Physik in Frankfurt am Main und wurde dort 1957 mit einer Arbeit am Max-Planck-Institut für Biophysik promoviert. 1960 wechselte er an das Physikalische Institut der Universität Würzburg, wo er sich 1966 für das Fach Experimentelle Physik habilitierte. 1973 erreichte ihn der Ruf nach Göttingen auf den Lehrstuhl für Medizinische Physik und Biophysik. Professor Harder nahm diesen an und wurde im März 1974 zum ordentlichen Professor und Direktor des Instituts für Medizinische Physik und Biophysik ernannt. Bis Ende September 1999 nahm er diese Aufgaben aktiv wahr und gehörte seitdem der Medizinischen Fakultät Göttingen als Emeritus an.

Unter der Leitung von Professor Harder waren die Forschungsaktivitäten des Instituts für Medizinische Physik und Biophysik weit gefächert. Neben wichtigen Erkenntnissen zu den Wirkungsmechanismen ionisierender Strahlung auf zellulärer Ebene leistete Professor Harder wichtige Beiträge zur Dosimetrie von Photonen- und Elektronenstrahlung sowie zur Entwicklung von gewebeäquivalenten Phantomen für radiologische Zwecke. Aber auch die methodische Weiterentwicklung der Ultraschalldiagnostik und die damals üblichen Anwendungsgebiete der medizinischen Bildverarbeitung gehörten zum Forschungsspektrum seines Institutes. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen zeugt vom außerordentlichen Engagement Prof. Harders.

Seine besondere Expertise auf dem Gebiet des Strahlenschutzes stellte Prof. Harder über mehrere Jahrzehnte hinweg der Gesellschaft und politischen Gremien zur Verfügung. Dabei war es ihm ein wichtiges Anliegen, der Öffentlichkeit die Grundlagen für eine sachliche Diskussion zu Fragen des Strahlenschutzes zu liefern. Viele Jahre war er Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Mitglied des Kuratoriums der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, Berlin und Braunschweig. Ab Mitte der 1970er Jahre bis Mitte der 1990er Jahre gehörte er viele Jahre – auch während des Tschernobyl-Unglücks – der Strahlenschutzkommission (SSK) beim Bundesminister des Inneren als Mitglied und als Vorsitzender an. In dieser Funktion war er nach 1990 mit einem Forschungsprojekt zu „Lungenkrebs bei Uranbergbauarbeitern“ befasst. Er erstellte einen umfangreichen Bericht über „Ionisierende Strahlung und Leukämieerkrankungen von Kindern und Jugendlichen“ und wirkte auch in den Leukämiekommissionen der Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit. Zudem arbeitete er viele Jahre unter anderem mit in der Internationalen Kommission für Radiologische Einheiten und Messmethoden (ICRU). Auch nach seiner Emeritierung gehörte er noch etliche Jahre dem Normenausschuss Radiologie im Deutschen Institut für Normung (DIN) an.

Dietrich Harder war Mitbegründer der Zeitschrift für Medizinische Physik. Er war Mitglied in zahlreichen Fachgesellschaften für Physik, Biophysik, Biomedizin oder Ultraschall in der Medizin, unter anderem war er Vorstandsmitglied der Deutschen Röntgengesellschaft. 1996 gehörte Prof. Harder zu den Initiatoren und Gründungsmitgliedern der Gesellschaft für Biologische Strahlenforschung. Die Gesellschaft hat zum Ziel, die Forschung auf dem Gebiet biologischer Wirkungen ionisierender und nichtionisierender Strahlungen zu fördern, die wissenschaftlichen Grundlagen des Strahlenschutzes zu erhalten und zu vertiefen sowie die strahlenbiologischen Erkenntnisse medizinisch umzusetzen. Prof. Harder wurde von der Gründungsversammlung zum ersten Vorsitzenden der Gesellschaft gewählt.

Professor Harder wurden zahlreiche Preise und Ehrungen zuteil. So erhielt er den Hermann-Holthusen-Ring der Deutschen Röntgengesellschaft, die DIN-Ehrennadel des Deutschen Instituts für Normung, die Boris-Rajewski-Medaille für Biophysik, die Glocker-Medaille für Medizinische Physik und im Jahre 2009 die Ehrenmedaille der European Federation of Organisations of Medical Physics (EFOMP). Sein Engagement und die fachliche Unterstützung von polnischen und weißrussischen Kollegen wurde mit der Timoféeff-Ressovsky-Medaille der Russischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften sowie der Ehrenmitgliedschaft der Polnischen Gesellschaft für Medizinische Physik gewürdigt. 2005 ehrte ihn die Hanns-Langendorff-Stiftung und die Deutsche Gesellschaft für Medizinischen Strahlenschutz in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste und seines unermüdlichen Einsatzes, wissenschaftliche Konzepte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, mit der Hanns-Langendorff-Medaille. Für seine Verdienste auf dem Gebiet des Strahlenschutzes wurde Prof. Harder 1980 durch den Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
 

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