| Presseinformation Nr. 129 / 2022

"Internationaler Leuchtturm": Prof. Dr. Wolfgang Steiner erhält die Albrecht von Haller-Medaille der Medizinischen Fakultät

Medizinische Fakultät der UMG verleiht ihre höchste Auszeichnung, die Albrecht von Haller-Medaille, an Prof. Dr. Wolfgang Steiner. Feierliche Verleihung der Medaille im Rahmen einer akademischen Feier im Adam-von-Trott-Saal.

Link zur Presseinformation Nr. 129 / 2022 zum Thema "Prof. Dr. Wolfgang Steiner erhält die Albrecht von Haller-Medaille der Medizinischen Fakultät"
Überreicht die Albrecht von Haller-Medaille: Prof. Wolfgang Brück (links), Dekan der Medizinischen Fakultät, an Prof. Wolfgang Steiner. Foto: umg/spförtner

(umg) Gut ein halbes Jahr nach seinem 80sten Geburtstag ehrte die Medizinische Fakultät an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) Prof. Dr. Wolfgang Steiner, den langjährigen Inhaber der Universitätsprofessur für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), mit ihrer höchsten Auszeichnung. Mit der Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille würdigt die Medizinische Fakultät seine außerordentlichen Verdienste in der chirurgischen Onkologie im Sinne von Albrecht von Haller. Die Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille fand im Rahmen einer akademischen Feier am Freitag, dem 9. September 2022, im Adam-von-Trott-Saal im Tagungs- und Veranstaltungshaus der Universität Göttingen statt. Die Medaille wurde zum 27sten Mal seit 1959 verliehen, das letzte Mal im April des Jahres 2022.

Prof. Dr. Wolfgang Brück begrüßte als Dekan der Medizinischen Fakultät die Gäste und fasste die Bedeutung Professor Wolfgang Steiners für die Entwicklung der HNO zusammen: „Mit seinem Wirken hat Prof. Wolfgang Steiner die moderne Kopf-Hals-Onkologie in Göttingen national und international entscheidend geprägt. Der von ihm initiierte Paradigmenwechsel hat zu einer internationalen Sichtbarkeit der Universitätsmedizin Göttingen geführt.“

Bei seiner Einführung in die feierliche Verleihung gab Prof. Dr. Dirk Beutner, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der UMG, einen Überblick über den Lebenslauf von Prof. Steiners Wirken. Professor Beutner: „Mit dem Einsatz der Mikro-Laserchirurgie in den oberen Luft- und Speisewegen stellte Professor Steiner als erster ein Dogma der onkologischen Chirurgie in Frage: Die en bloc-Resektion von Tumoren. Seine visionäre Tätigkeit führte dazu, dass die Göttinger HNO-Universitätsklinik internationalen Leuchtturmcharakter in der Kopf-Hals-Chirurgie erlangte.“ Mit seiner funktions- und organerhaltenden Operationstechnik revolutionierte Steiner die transorale Chirurgie. Mit dem neuen Ansatz musste Steiner zunächst erheblichen Widerständen im In- und Ausland überwinden. „Letztlich überzeugte Steiner ausgestattet mit Überzeugungskraft, Hartnäckigkeit und großer Leidenschaft von seiner revolutionären Behandlungsmethode“, so Beutner. Steiner veröffentlichte über 200 nationale und internationale Publikationen, 445 Gastärzte aus 53 Ländern kamen nach Göttingen, um bei Prof. Steiner zu lernen.

In einer persönlichen Laudatio würdigte Prof. Dr. David John Howard, Professor of Head an Neck Oncology des Imperial College London, den klinischen und wissenschaftlichen Arzt Wolfgang Steiner.

Anstelle eines Festvortrags dankte Prof. Dr. Wolfgang Steiner: „Die Verleihung bedeutet mir Ehre und Freude zugleich. Sie verbindet mich mit meiner Medizinischen Fakultät und mit meiner Universität Göttingen über meine aktive Zeit hinaus.“

Am Ende der Veranstaltung überreichte Dekan Prof. Wolfgang Brück die Medaille und die Urkunde an Prof. Dr. Wolfgang Steiner.

ZUR PERSON

Professor Dr. Wolfgang Steiner hatte 21 Jahre, von 1986 bis 2007, die Universitätsprofessur für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde an der Medizinischen Fakultät Göttingen inne. In über 30 Jahren seiner klinischen Tätigkeit beförderte er einen Paradigmenwechsel in der Kopf- und Hals-Chirurgie von der radikalen Tumorchirurgie hin zur minimal invasiven Laserchirurgie.

Wolfgang Steiner wurde 1942 in Crailsheim geboren und absolvierte Schule und Medizinstudium in Erlangen. Nach seiner Approbation zum Arzt im Jahr 1971 absolvierte er an der Universität Erlangen-Nürnberg die Ausbildung zum Facharzt in Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde. Im Jahr 1986 wurde Wolfgang Steiner auf die Universitätsprofessur für HNO-Heilkunde an die Universitätsmedizin Göttingen berufen.

Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag über mehrere Jahrzehnte lang in der Behandlung von Tumoren der oberen Luft- und Speisewege. Mitte der 1970er Jahre galt sein besonderes Engagement der Früherkennung und Nachsorge der oberen Luft- und Speisewege. Die von ihm durchgeführten ersten Reihenuntersuchungen zur Krebsfrüherkennung in Mundhöhle, Rachen und Kehlkopf wurden durch das Bundesgesundheitsministerium für Familie und Gesundheit gefördert. Seine Pionierarbeit auf diesem Gebiet wurde 1984 mit dem Hufeland-Preis gewürdigt.

Bereits in den 1970er Jahren führte Steiner am Universitätsklinikum Erlangen die endoskopische Chirurgie bei frühen Stadien des Stimmlippenkrebses ein. Die Ergebnisse waren Gegenstand seiner Habilitationsschrift 1978. Seit diesem Zeitpunkt setzte sich Prof. Steiner für die lasermikrochirurgische Behandlung von Tumoren des HNO-Gebietes ein. Mit zunehmender Erfahrung erweiterte er das Indikationsspektrum. Auch größere Tumoren wurden organ- und funktionserhaltend operiert, im Kehlkopf sowie auch Rachen und Mundhöhle. Zunehmend wurde seine CO2-Laser-Chirurgie international auch für größere Tumoren in Hals, Rachen und Mund eingesetzt. Trotz teilweise erheblicher Widerstände im In- und Ausland hat Professor Steiner diese Behandlungsmethode erarbeitet und weiterentwickelt. Nationale und internationale Operationskurse, zahlreiche Vorträge und Publikationen führten zur Anerkennung der von Steiner entwickelten Methode.

Von 1992 bis 1996 war Steiner Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Onkologie der Deutschen HNO-Gesellschaft. In dieser Zeit hat er auch im Vorstand der AG HNO-Heilkunde, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgische Onkologie (AHMO) der Deutschen Krebsgesellschaft mitgewirkt. Seine aktive Mitarbeit bei den fachspezifischen Leitlinien zur Onkologie trug maßgeblich dazu bei, dass die Laserchirurgie als Behandlungsverfahren etabliert wurde.

1997/1998 war Steiner Präsident der Deutschen HNO-Gesellschaft, 2000/2001 war er Präsident der Gesellschaft für Endoskopie und bildgebende Verfahren.

Wolfgang Steiner erhielt eine Reihe hochrangiger Auszeichnungen nationaler und internationaler Fachgesellschaften. 1997 erhält er in Anerkennung seiner Verdienste um die Entwicklung und Durchsetzung der Laserchirurgie von HNO-Tumoren den Ludwig-Haymann-Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Im Jahre 2004 wurde er als erster deutscher Laryngologe zum Honory Fellow of the Royal College of Surgeons of England ernannt. Für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der klinischen Krebsforschung erhielt er im Jahre 2005 als erster HNO-Arzt den Deutschen Krebspreis der Deutschen Krebsgesellschaft. 2012 würdigte der Dr. Fritz Erler-Fonds der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Prof. Steiner als international hoch angesehenen Wissenschaftler und Chirurgen und zeichnet ihn mit dem Dr.-Fritz-Erler-Wissenschaftspreis für operative Medizin aus. Den mit 25.000 Euro dotierten Preis erhielt Steiner für seine bahnbrechende Forschungsleistung auf dem Gebiet der transoralen Laserchirurgie bei Malignomen in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.

Die Albrecht von Haller-Medaille ist die höchste Auszeichnung, die die Medizinische Fakultät an der Universitätsmedizin Göttingen verleiht. Sie wird seit 1959 in unregelmäßigen Abständen verliehen, in diesem Jahr 2022 zum 27. Mal. Die Auszeichnung wird an Göttinger oder auswärtige Persönlichkeiten für besondere Verdienste in Forschung, Lehre oder klinischer Medizin verliehen, deren Wirken einen Bezug zur Medizinischen Fakultät Göttingen hat oder hatte. Die Medaille erinnert an den bedeutenden Göttinger Arzt, Wissenschaftler, Botaniker und Dichter Albrecht von Haller, der von 1736 bis 1753 als Professor für Anatomie, Chirurgie und Botanik an der damals noch jungen Universität Göttingen wirkte. Hier gründete er 1752 die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften (später Akademie) und die „Göttinger Gelehrten Anzeigen“ und übte lebenslang einen bedeutenden Einfluss auf die Wissenschaft aus. Durch Albrecht von Haller entwickelte sich die Medizinische Fakultät in Göttingen zum Mittelpunkt naturwissenschaftlich orientierter medizinischer Lehre und Forschung. Albrecht von Haller gilt als einer der Begründer der modernen Medizin.

 

WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stefan Weller, Telefon 0551/39-61020
presse.medizin@med.uni-goettingen.de
www.umg.eu

Follow us